Altersbedingte Schwindelanfälle Das geriatrische Vestibularsyndrom
Welcher Besitzer eines älteren Hundes kennt es nicht oder hat es zumindest schon einmal von befreundeten Hundehaltern berichtet bekommen. Was wir Tierärzte als geriatrisches Vestibularsyndrom (altersbedingte Schwindelanfälle) bezeichnen, beginnt für den Tierhalter im Allgemeinen sehr dramatisch.
Der Hund fällt ständig um, der Kopf wird schief gehalten und nicht selten erbrechen die Tiere auch. Auffälliges Anzeichen ist ebenfalls das „Flackern“ der Augen, Nystagmus genannt. Der Beginn ist sehr plötzlich und umso dramatischer wirkt es auf die Besitzer. Bewahren Sie bitte Ruhe. Sollte es sich um das klassische geriatrische Vestibularsyndrom handeln, wird sich in den meisten Fällen binnen Tagen eine Besserung einstellen. Nicht immer verschwinden die Symptome komplett. Bei jedem ungewöhnlichen Verhalten sollten Sie als Tierbesitzer in der Lage sein, die Kreislaufsituation des Tieres grob abzuschätzen. Dazu messen Sie die Temperatur und beurteilen die Schleimhäute im Maul. Die Temperatur sollte zwischen 38 – 39,0 Grad Celsius, bei kleinen Hunderassen, Katzen oder Heimtieren auch schon bis 39,5 Grad Celsius liegen. Die Schleimhäute zeigen im normalen Zustand eine blassrosa bis rosa Färbung. Beim Druck auf das Zahnfleisch wird dieses weiß und füllt sich, nachdem man den Daumendruck gelöst hat, nach spätestens 2 Sekunden wieder mit Blut und nimmt die vorherige Färbung an. So wissen Sie bei einem Tier mit oben beschriebenen Symptomen, das normale aktuell gemessene Kreislaufwerte zeigt, dass es sich mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit um ein Problem handelt, dass nervlich bedingt ist. Für Sie und Ihr Tier ist das nicht angenehm, aber bei Feststellen normaler aktuell gemessener Kreislaufwerte können Sie zumindest davon ausgehen, dass keine lebensbedrohliche Situation vorliegt. Bei Abweichungen empfehle ich die Kontaktierung eines Tierarztes.
Übelkeit und Desorientiertheit sind die vorherrschenden Symptome
Wie fühlt sich Ihr Tier in so einer Situation? Viele von uns kennen das Gefühl eines Vollrausches nach einer Feier. Die Lage Ihres Tieres lässt sich wohl am Besten damit beschreiben. Übelkeit und Desorientiertheit sind die vorherrschenden Symptome. Die Ursache altersbedingter Schwindelanfälle ist bis heute nicht geklärt. Die Diagnose erfolgt durch Ausschluss anderer Erkrankungen wie z. B. schwerer Ohrenentzündungen. Behandelt wird symptomatisch mit Mitteln gegen die Übelkeit/das Erbrechen und Infusionstherapie zur Optimierung der Durchblutungssituation. Dauerhaft kann man über die Gabe durchblutungsfördernder Medikamente nachdenken. Wie oben bereits erwähnt, sind die Tiere im Allgemeinen nach einigen Tagen symptomfrei. Aber auch ein längerer Krankheitsverlauf über Wochen oder keine komplette Genesung sind möglich. In vielen Fällen berichten die Tierbesitzer auch, dass dies nicht der erste Vorfall dieser Art war. Ein wiederholtes Auftreten ist durchaus möglich. Es sei an dieser Stelle erwähnt, dass auch Katzen und andere Heimtiere ein geriatrisches Vestibularsyndrom entwickeln können.