Tipps der Tierrettung Erste Hilfe bei Verletzungen
Von Dr. Sylvia Haghayegh, Daniel Prengel und Lea Grünberg. Dieser kleine Ratgeber in Sachen „Notfallsituation/ Verletzung“ soll als Leitfaden dienen und sollte auch Tierbesitzern selbst wertvolle Hilfestellung leisten.
Welche Verletzungen sollten sofort dem Tierarzt vorgestellt werden?
Bei Verletzungen des Auges, Verletzungen mit freiliegenden Knochen/ Sehnen/Bändern/Gelenken, tiefen penetrierenden Verletzungen, Verletzungen, die mit starken Blutungen einhergehen, sollte sofort der Tierarzt konsultiert werden.
Was ist bei Verletzungen zu tun?
Sollte die Wunde verschmutzt sein, müssen zunächst einmal alle kleineren Fremdkörper wie Blätter, Dreck etc. entfernt werden. Zur Reinigung der Wunde kann man auch sauberes lauwarmes Leitungswasser benutzen. Im Notfall, falls kein Wasser zur Hand ist, kann man die Wunde mit einen Kleidungsstück wie einem T-Shirt reinigen. (Ein T-Shirt eignet sich auch hervorragend, wenn man bei stark blutenden Wunden Druck ausüben muss, oder wenn man bei Pfählungsverletzungen die Wunde abdecken muss). Tief oder fest sitzende Fremdkörper nur vom Tierarzt entfernen lassen. Anschließend muss die Wunde mit einem sauberen, nicht fusselnden Tuch oder steriler Gaze trocken getupft werden (nicht reiben). Nun kann man die Wunde mit einer nicht reizenden Desinfektionslösung (diese sollte speziell für die Wundreinigung zugelassen sein und ist in der Apotheke erhältlich) gereinigt und anschließend wieder trocken getupft werden.
Als nächstes wird der Verband angelegt. Sollten Sie Ihr Tier binnen der nächsten Stunden einem Tierarzt vorstellen, so verwenden Sie bitte keine Salben, weil diese die professionelle Wundversorgung durch den Tierarzt erschweren könnten. Ansonsten verwenden Sie später eine Kompresse, auf die etwas Betaisadona aufgetragen wird.
Beim Verbandsmaterial ist auf eine passende Größe, insbesondere der Binden zu achten. Diese sollten nicht zu schmal sein, um ein Einschnüren zu verhindern (eine Breite von 6 und 8 cm stellt eine gute Standardausrüstung dar). Sie sollten möglichst breitflächig und faltenfrei aufliegen. Der gesamte zu verbindende Bereich muss gut unterpolstert sein, hervorstehende Knochenpunkte insbesondere an den Gliedmaßen müssen ggf. mit einem zusätzlichen Polster versehen werden.
Fazit Verband:
Sie sollten das Anlegen eines Verbandes üben. Ein guter Verband erfüllt drei Kriterien: ➠ Blutstillung
- Schutz der Wunde
- Ruhigstellung der Gliedmaße
Dabei schnürt er nicht ein, er scheuert, rutscht und drückt nicht! Die Gliedmaße bleibt in einer physiologischen, d.h. natürlichen Haltung.
Tiere verletzen sich am häufigsten die Ballen oder Pfoten, daher wird nachfolgend das Anlegen eines Pfotenverbandes beschrieben:
Zunächst werden von der Verbandwatte einige Streifen abgerissen, die zur Polsterung der Zwischenzehenbereiche dienen.
- Im nächsten Schritt wird die Kompresse auf die Wundfläche aufgelegt. Legen Sie Verbandwatte niemals direkt auf die Wunde.
- Nun können Sie den Verband anlegen, beginnend mit der Verbandswatte. Diese wird zunächst U-förmig um die Pfote gelegt und anschließend quer umwickelt. Das Sprung- bzw. Handwurzelgelenk soll mit einbezogen werden in den Verband, um einen optimalen Halt zu gewährleisten.
- Anschließend wird die elastische Fixierbinde in gleicher Weise gewickelt. Der fertige Verband wird dann mit Klebestreifen oder Pflaster am oberen Ende fixiert.
- Der Verband muss so fest angelegt sein, dass er den Bewegungen des Tieres standhält, aber nicht so fest, dass es zu Einschnürungen und Blutzirkulationsproblemen kommen kann. Überprüfen Sie am oberen Ende des Verbandes, ob noch ein Finger dazwischen passt.
- Zum Schutz vor Feuchtigkeit beim Gassigehen wird ein Gefrierbeutel über den Verband gezogen und dieser dann mit einer Socke fixiert. Entfernen Sie beide Bestandteile nach dem Spaziergang wieder, da es sonst zu Kondenswasseransammlung unter der Plastiktüte kommen kann. Der Verband muss spätestens nach zwei Tagen gewechselt werden. Ratsam ist es allerdings, das Tier dem Tierarzt zur nächsten Sprechstunde bereits vorzustellen.
Was ist zu tun bei stark blutenden Verletzungen?
Hier müssen Sie die Blutung stoppen, Sie müssen einen weiteren Blutaustritt verhindern. Optimaler Weise gelingt Ihnen dies folgendermaßen:
- Üben Sie, wenn möglich, mittels eines sauberen Tuches Druck auf die blutende Wunde aus, es gilt jedoch Blutstillung vor Sterilität. Sie können auch einen Druckverband anlegen, wobei Sie nichtsaugende Kompressen mit Metallbeschichtung als Wundauflagen verwenden sollten.
- Hilfreich wäre auch, wenn man hier die Gliedmaße hoch hält. Dazu sollte der Hund in Rücken- oder Seitenlage gelegt werden (wenn der Hund steht und weiterhin die Gliedmaße belastet, wird die Blutung nicht zu Ruhe kommen).
- Verletzungen an anderen Körperstellen werden mit einer anderen Technik, aber mit der gleichen Schichtung angelegt. Wichtig ist, dass der Verband am Ende nicht reizend die Wunde vor Verschmutzungen schützt. Wichtig ist, dass der Verband bei Blutungen oder klaffenden Wunden zwar Druck ausübt, jedoch nicht ein- oder sogar abschnürt. Ansonsten stellt er bis zur endgültigen Versorgung bzw. Abheilung der Wunde einen notwendigen Schutz vor Verschmutzungen dar.
Was ist zu tun bei Verletzungen mit Knochenbruch?
Der Tierarzt muss sofort aufgesucht werden. Ein sogenannter offener Bruch, d.h. ein Bruch des Knochens, bei dem die Haut durchtrennt wurde, muss, um eine komplikationslose Heilung von Bruch und Verletzung zu ermöglichen, innerhalb von wenigen Stunden versorgt werden. Aber auch wenn der Knochen noch nicht zu sehen, aber die Knochenenden dicht unter der Haut zu spüren sind, ist Eile geboten, da sich scharfkantige Bruchenden durch die Haut bohren können. Wenn möglich wird ein stabilisierender und ruhigstellender Verband angelegt (auf eine besonders dicke Polsterung ist zu achten). Beim Transport achtet man darauf, den gebrochenen Körperteil möglichst bewegungsarm und weich zu lagern.
Was gehört für Verletzungen in die Notfallapotheke:
- Sterile Gaze oder nicht fusselndes Tuch
- Wundspüllösung
- Betaisadonasalbe (nicht für frische, sondern nur für bereits in Heilung befindliche Wunden)
- Kompressen (einschließlich Kompressen mit Metallbeschichtung)
- Verbandwatte (z. B. Roltawatte)
- Elastische Fixierbinden (z. B. Peha-Haft)
- Schere
- Pflaster
- Pinzette
- Handschuhe
- Maulkorb bzw. Schnauzenband