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20 Jahre Tierrettung München Seit 15 Jahren dabei: dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath

Dr. med. vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath
Dr. med. vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath Foto: Tierrettung München

Die Tierrettung München konnte ihr großes Jubiläum in diesem Jahr wegen der Corona-Pandemie leider nur in ganz kleinem Rahmen feiern. Bei dieser Gelegenheit fiel natürlich auch der Name „Horvath“! dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath ist den TIERPOST-Lesern schon seit Jahren gut bekannt durch die Veröffentlichungen seiner zahlreichen Einsatz-Beiträge und dadurch natürlich auch vielen Mitgliedern der Tierrettung München, die ihn bei einem Notfall kennengelernt haben. Seit nunmehr 15 Jahren ist dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath bei der Tierrettung München tätig, so dass wir doch einmal einen Blick auf „sein Leben mit der Tierrettung München“ werfen möchten und ihm auch ein paar Fragen stellen.

Von Regina Welk

dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath, gebürtiger Ungar, studierte Tiermedizin in Budapest und verbrachte sein viertes Studienjahr in Bristol/England (mit Tempus-Stipendium). Während des Studiums schrieb er seine Doktorarbeit im Bereich Pharmakologie. Den Masterstudiengang in Edinburgh/Schottland in „Applied animal behaviour and animal welfare“ (Angewandtes Tierverhalten und Tierschutz) mit Stipendium der RSPCA (Royal Society for the Prevention of Cruelty to Animals) hat er mit Auszeichnung abgeschlossen. Daran schloss sich eine mehrjährige Tätigkeit in Forschung und Lehre als Dozent für ungarische und englischsprachige Studenten an der Tierärztlichen Universität Budapest im Bereich „Öffentliches Veterinärwesen und Tierschutz“ und als Lektor und Übersetzer in Deutsch und Englisch für Fachliteratur an. Während dieser Zeit arbeitete er zusätzlich als praktischer Tierarzt in der Kleintierklinik, in der er schon als Student Praktika gemacht hat, weil ihn die Kleintiermedizin schon immer fasziniert hat und ihm die praktische Arbeit mit Tierpatienten wichtig war.

...dann kamen die Jahre 2000 und 2006

Im Jahr 2000 hat er sich endgültig für die Tätigkeit als Kleintierarzt entschieden und ist dann wegen seiner Ehefrau Malgorzata nach Deutschland gezogen, die auch seit 2012 als Tierärztin für die Tierrettung München tätig ist. In Deutschland hat dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath zunächst mehrere Jahre in privaten Kleintierkliniken in Berlin und Rheinland-Pfalz als Tierarzt gearbeitet, bevor er ein Internship an der Medizinischen Kleintierklinik der LMU absolviert und danach an der Chirurgischen Kleintierklinik gearbeitet hat. In der Münchener Kleintierklinik lernte er Frau Professor Dr. Matis kennen, die bereits bei der Gründung der Tierrettung München im Jahr 2000 dabei war. So fügte sich das Schicksal, und im Juli 2006 fing er als Tierarzt bei der Tierrettung an. Seit 2011 ist er zusätzlich zuständig für die statistische Auswertung, und seit Juli 2016 trägt er außerdem die Verantwortung für die Tierärztliche Apotheke der Tierrettung München in der Herzogstraße.

„Was gefällt Ihnen besonders bei Ihrer Arbeit bei der Tierrettung München?“

Diese Frage brannte mir natürlich auf der Zunge, denn 15 Jahre sind ein langer Zeitraum, es muss also „Spaß machen“ und auch besonders interessant sein. Natürlich erfuhr ich dazu mehrere interessante Aspekte: „Es ist eine besonders interessante und abwechslungsreiche Arbeit ohne Routinebehandlungen, die wirklich sinnvoll und erfüllend und mit einer hohen medizinischen Herausforderung verbunden ist, da es ein breites Spektrum an Tier-Patienten und Erkrankungen gibt. Es reicht von den zahlreichen Haustieren wie Hunden und Katzen, über Vögel bis zu Schildkröten und dazu die vielfältigen Wildtiere.

Die „Routinebehandlungen“, die es sonst in jeder Praxis- oder Klinik gibt, entfallen, da es sich ja immer um akute Krankheiten oder Traumata handelt, die lebensbedrohlich sein können. Die Einsätze sind sehr unterschiedlich, und man weiß nie, was einen erwartet, wenn das Telefon klingelt! Auch wenn es sich nicht immer um tiermedizinische Notfälle handelt, so hilft man dabei doch immer Tieren und Menschen in einer besonderen Notlage:

Die Behandlung findet ja oft in der häuslichen Umgebung statt, man muss den tierischen Patienten ebenso „behandeln“, wie gleichzeitig seinen Besitzer: Mit Geduld und viel Einfühlungsvermögen versucht man, dem Patienten und ihren Besitzern zusätzlichen Stress zu ersparen. Diese Beruhigung ist für ältere oder sehr ängstliche Patienten wie auch für ältere, nicht mobile oder sehr besorgte und emotional aufgewühlte Besitzer hilfreich. So erlebt man eine große Dankbarkeit der Menschen und der Tiere, die immer wieder motivierend ist“, erklärt dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath.

Was versteht man denn unter Notfallmedizin?

dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath erklärte mir, dass die Notfallmedizin besonders faszinierend und herausfordernd ist, und besonders viel Erfahrung erfordert, denn in einer Extremsituation muss man unter Zeitdruck und trotzdem mit Ruhe und Sicherheit die Diagnostik und angemessene Behandlung durchführen. In vielen Fällen geht es darum, das Leben des Patienten zu retten. Auch wenn es nicht immer Notfälle sind, helfen wir bei der Tierrettung München Menschen und Tieren in einer Notlage.

Oft sind auch die Rahmenbedingungen in den meisten Fällen nicht optimal: Sie können körperlich anstrengend sein und erfordern oft viel Improvisationstalent. Verunfallte oder zusammengebrochene Tier-Patienten müssen häufig an Ort und Stelle untersucht und behandelt werden, also bei allen Witterungsverhältnissen an der Straße, in Parks, in dunklen Räumlichkeiten auf dem Boden oder im Einsatzfahrzeug.

Große Verantwortung für Mensch und Tier

Der Einsatz-Tierarzt hat immer eine große Verantwortung, jedoch nicht nur für das Tier, sondern auch für die beteiligten Menschen, denn die „kranken“ Tiere können bedingt durch starke Schmerzen und die Extremsituation sehr aggressiv sein und dadurch sich selbst und alle Beteiligten gefährden.

Aber es macht natürlich alle Einsatzkräfte immer glücklich, wenn man es wieder einmal geschafft hat, bei einem medizinischen Notfall, das Leben des schwerstkranken Patienten zu retten. Bei den meisten Einsätzen geht es um die schnelle Erstversorgung des tierischen Patienten, und oft muss man dann auch das Tier in die Tierklinik oder Vogelklinik oder Reptilienauffangstation zur Weiterbehandlung oder Operation fahren.

Es gibt Einsätze, die besonders in Erinnerung bleiben...

„Es gibt in den Jahren viele Erlebnisse, die mir sofort einfallen, wie z.B. die Geburtshilfe bei einer Hündin in einem belebten Kaufhaus – natürlich mit einem Happyend! Es ist immer wieder aufbauend, wenn man helfen und ein Tier retten kann, wie z.B. dem jungen Rüden „Gaja“, der sich beim Sprung aus 7 Meter Höhe beide Beine gebrochen hatte. Ansonsten sind es auch immer die Einsätze in der Zusammenarbeit mit der Feuerwehr und der Polizei, die besonders lange im Gedächtnis bleiben, wie z.B. ein Autounfall im Aubinger Tunnel oder der Einsatz mit einer Katze, die schwerverletzt aus einem Motorraum geschnitten werden musste. Natürlich erinnere ich mich immer wieder an die in einem Gully steckengebliebenen Eichhörnchen, die befreit werden konnten“, reflektiert dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath.

... nicht immer gibt es ein glückliches Ende ...

Wie man auch aus den Beiträgen in der TIERPOST immer wieder erfahren muss, enden nicht alle Einsätze mit einem glücklichen und geheilten Tier. Manchmal war es ein aufwändiger und komplizierter Einsatz, und das Tier hat ihn doch nicht überlebt, wie z.B. der aktuelle Fall des kleinen Kanarienvogels (siehe S.14). Auch wenn das Tier vielleicht nicht immer überlebt, so wurde es doch von Schmerzen erlöst. So wird natürlich die Tierrettung München auch oft gerufen, wenn es um die letzten Stunden eines Tieres geht – das Tier kann erlöst werden, der Besitzer muss getröstet werden – Freud und Leid liegen oft dicht beieinander. Eine plötzliche Tiergeburt erfreut, der Tod macht auch immer wieder traurig...

Notfälle bei Tag und Nacht

Der Beruf macht Herrn dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath sehr viel Freude, aber er ist auch manchmal sehr schwer und mit viel „Schlafmangel“ verbunden, denn die Notfälle ereignen sich zu jeder Tages- und Nachtzeit. Ein Nottierarzt arbeitet ja in Schichten mit Nachtdiensten und an Wochenenden und Feiertagen. Der tierärztliche Notdienst der Tierrettung München oder der tierärztlichen Klinik ist 24 Stunden erreichbar, während viele Kleintierpraxen nur reguläre Sprechstundenzeiten ohne Nachtdienst anbieten. Auch ein pünktlicher Feierabend ist häufig nicht möglich, wenn kurz vor Dienstende ein ernster oder auch zeitaufwendiger Notfall reinkommt .und es muss immer schnell gehen. dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath erläutert: „Bei medizinischen Notfällen geht es häufig um Zeit, weshalb nach einer ersten Notfalluntersuchung meistens ein venöser Zugang für Infusionen und eine schnelle Wirkung der Medikamente benötigt wird. Notfallpatienten befinden sich jedoch meistens im Schock und haben einen schlechten Kreislauf und dadurch schlecht zugängliche Venen, vor allem wenn es sich um kleine oder alte Patienten handelt, was das Legen von Braunülen (Venen-Verweil-Kanülen) sehr erschwert und wofür viel Erfahrung hilfreich ist“.

v.l.n.r.: Evelin Plötz, Verwaltung Tierrettung München, dr. med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath, Tierarzt, Dr. Evelyne Menges, Präsidentin Tierrettung München.
v.l.n.r.: Evelin Plötz, Verwaltung Tierrettung München, dr. med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath, Tierarzt, Dr. Evelyne Menges, Präsidentin Tierrettung München. Foto: Regina Welk

Das sind unsere Patienten

Eine Besonderheit unseres „mobilen tierärztlichen Notdienstes“ ist der relativ hohe Anteil an verunfallten, verletzten oder erkrankten Wild- und Fundtieren, bei denen die Tierrettung München als gemeinnütziger Verein kostenfrei oder zumindest nicht kostendeckend eine Notfallbehandlung durchführen muss, und die Tiere anschließend in die Kliniken oder in das Tierheim bringt.

Bei den Haustier-Patienten handelt es sich meistens um Katzen und Hunde. Der Anteil an Ziervögeln und kleinen Heimtieren ist relativ gering. Als mobiler tierärztlicher Notdienst hat man wesentlich häufiger Patienten mit Traumata nach Unfällen, Stürzen oder Beißereien, mit Problemen des Bewegungsapparates, ernsten oder lebensbedrohlichen akuten Erkrankungen sowie auch schwer chronisch kranke oder austherapierte Patienten als dies in Haustierarztpraxen der Fall ist. „Wir müssen Schmerzen schnell lindern und oft eben auch das Tier von den Schmerzen erlösen“, ergänzt dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath.

Wir alle – Menschen und Tiere – danken dr.med.vet. (Univ.Budapest) Gabor Horvath für seinen unermüdlichen Einsatz und wünschen ihm weiterhin Begeisterung und Hingabe für diesen tollen Beruf bei der Tierrettung München.