Acht Hundewelpen ausgesetzt
Es war an einem dieser verregneten Sommertage in diesem Jahr, viel zu kalt und viel zu nass, als die aktion tier–tierrettung münchen e.V. spätabends einen Anruf erhielt. Eine Dame mit zitteriger Stimme berichtete, sie hätte vor ihrer Haustür eine Plastiktüte mit einem Karton entdeckt.
Von Dr. Sylvia Haghayegh und Judith Brettmeister. In der Pappschachtel würde sich ein Knäuel winselnder Hundewelpen befinden. Die Tierärztin Dr. Sylvia Haghayegh fuhr sofort zum Fundort. Die Finderin hatte die Welpen mittlerweile mit ins Haus genommen und auf Bitten der Tierärztin Wärmflaschen vorbereitet, denn der Pappkarton war trotz Plastiktüte schon ganz aufgeweicht. Angekommen, nahm die Tierärztin jedes der Welpen einzeln in Augenschein. Bestürzt stellte sie fest, dass die Kleinen allenfalls ein bis zwei Tage alt waren, denn an jedem von ihnen hing noch die frische Nabelschnur. Es waren acht Welpen, fünf schwarze, zwei weiße und ein semmelfarbener.
Da der Haushalt natürlich keine Welpenmilch vorrätig hatte, musste sich die Veterinärin vorerst mit normaler Milch, die sie in eine Spritze füllte, begnügen. Auch der elfjährige Sohn der Tierfreundin, der von den ungewöhnlichen Geräuschen geweckt worden war, half tatkräftig bei der Versorgung der Hundebabys mit. Nun wurden die Kleinen, die vor Hunger und Kälte wimmerten, mit sechs Händen zügig mit Milch versorgt. Dann mussten einem Jungtier nach dem anderen die Bäuche massiert werden, damit sie Kot und Urin absetzen konnten. Normalerweise wird dieser Reflex durch das Lecken der Mutterhündin an den Geschlechtsteilen angeregt. Ohne rechtzeitige und fachmännische Hilfe wären die Winzlinge zum Tode verurteilt gewesen.
Aufgrund der späten Stunde fuhr Dr. Sylvia Haghayegh mit den acht Findelbabys in die chirurgische Tierklinik der Universität München um sich dort Aufzuchtsmilch zu besorgen. Durchgehend musste nun die Tierärztin den Vierbeinern nacheinander das Fläschchen geben und die Bäuche massieren. Kaum war das letzte Hundekind versorgt, fing der erste schon wieder hungrig zu jammern an. Die Tierärztin brachte am nächsten Tag die Welpen ins Tierheim.
Mit einem Bericht in der Presse hoffte das Tierheim einen Hinweis auf die Hundemutter zu erhalten. Es dauert nur einen Tag, als der Anruf einer Zeitungsleserin kam, die wusste, wo die Hündin zu finden sei, die die Jungen geworfen hatte. Noch am gleichen Tag holten die Tierschutzinspektoren des Tierheims die Hündin ab, die bei ihren Besitzern unter nicht optimalen Bedingungen lebte. Dort befanden sich im Übrigen auch der Hundepapa, der nun ebenfalls ins Tierheim gebracht wurde und noch zwei weitere Hunde.
Alle Beteiligten warteten mit Spannung darauf, wie die unter Schock stehende und schwer traumatisierte Hündin, da man ihr ihre Welpen weggenommen hatte, bei der Familienzusammenführung reagieren würde. Glücklicherweise hatte sich bei der Hündin Letizia keine Brustdrüsenentzündung eingestellt und sie nahm die Kleinen mit überschwänglicher Freude an. Für Dr. Sylvia Haghayegh sind das die schönsten Momente in ihrem Job für die man gerne eine Nacht ohne Schlaf opfert.
Seit Mitte September sucht das Tierheim München nun für alle zehn Hunde ein neues Wirkungsfeld bei verantwortungsbewussten Hundehaltern. Die Tierärzte der Tierrettung München freuten sich sehr darüber, als sie hörten, dass es alle Welpen geschafft hatten und nun vermittelt werden können.