Vorsicht Hitze!
Im Sommer kommt wieder die Zeit, in der man gerne mit seinem vierbeinigen Begleiter die Natur unsicher macht. Hierbei gilt es einige Dinge zu beachten, denn bei hohen Temperaturen, hohen Belastungen, zu wenig kühlen Rückzugsorten und zu wenig Wasseraufnahme kann sich ein Hitzschlag entwickeln, der schnell zu einem akuten lebensbedrohlichen Zustand werden kann.
Von Patrick Wagmeister. Wenn ein Hund körperlich fit ist, die Möglichkeit einer Rückzugsmöglichkeit besteht und genügend Wasser zur Verfügung steht, ist die Wahrscheinlichkeit für einen Hitzschlag eher niedrig. Hunde wissen Symptome von bevorstehender Überhitzung gut zu deuten, und ergreifen (sofern die Möglichkeiten gegeben sind) selber die Maßnahmen, die eine notwendige Abkühlung bringen.
Der Hund ist im Auto eingesperrt!
Häufig sieht man im Sommer Hunde, die in parkenden Autos eingesperrt sind. In einem geparkten Auto steigen die Temperaturen innerhalb von 15 Min. auf ca. 50 °C oder mehr. Auch das Parken im Schatten (wobei die Sonne wandert ...!) und/oder spaltweises Öffnen der Fenster ist im Sommer nicht ausreichend. (siehe dazu auch YouTube Video „Hund im Backofen“ von Tasso e.V.)
Im Sommer ist immer darauf zu achten, dass der Hund (z.B. im Biergarten) nicht in der prallen Sonne angeleint ist. Ebenfalls sollte es dem Hund immer möglich sein, sich in den Schatten zurückzuziehen (Baum, Tisch) und Wasser zu trinken. Ganz wichtig ist es, wie bei uns Menschen auch, dass man bei hohen Temperaturen genügend trinkt. Als Faustregel gilt: 100 ml pro kg Körpergewicht am Tag. (10 kg schwerer Hund = 1 Liter). Beim Wandern oder einem langem Spaziergang sollte man deshalb nicht nur seinen eigenen Flüssigkeitshaushalt planen, sondern auch den des vierbeinigen Begleiters und lieber zu viel Wasser als zu wenig dabei haben. Ebenfalls ist es bei längeren Unternehmungen dringend ratsam, sich selbst und dem vierbeinigen Begleiter Pausen im Schatten zu genehmigen und auf Zeichen von Übermüdung und Überhitzung zu achten. Falls die Temperaturen konstant hoch sind, ist es empfehlenswert, ausgiebige Spaziergänge auf die kühleren Morgen- bzw. Abendstunden zu verlegen. Besondere Vorsicht ist bei alten, übergewichtigen Tieren oder Tieren mit bekannten Herzerkrankungen gegeben. Hier sollten die Spaziergänge eher kurz gehalten, dafür die Frequenz erhöht werden. Ebenfalls sollte der Hund nicht am Hecheln, z.B. durch einen Maulkorb, gehindert werden.
Wichtig zu wissen ist es zudem, dass brachycephale Rassen (Mops, Malteser, Franz. Bulldogge, Pekinese, Chihuahua...) häufiger vom Hitzschlag betroffen sind, da ihre Atmung und die damit verbundene Temperaturregulation anatomisch limitiert ist.
Was ist ein Hitzschlag?
Wenn das Tier längere Zeit hohen Temperaturen ausgesetzt ist und überschüssige Wärme nicht schnell genug abgegeben werden kann, kommt es zum Hitzschlag. Im Falle eines Hitzschlages steigt die innere Körpertemperatur auf über 40 °C, die Zellen trocknen aus, Proteine fangen an zu denaturieren (schmelzen), und es kann sich ein Hirnödem entwickeln. Erste Kreislaufbeschwerden treten ab einer Temperatur von 40°C auf, mit steigender Körpertemperatur besteht zunehmend Lebensgefahr. Da Hunde nur wenige Schweißdrüsen haben, fällt ihnen die Thermoregulation deutlich schwerer, da sie sich nicht durch Schwitzen abkühlen können. Die Haupttemperaturregulation findet über das Hecheln statt. Der Hund lässt die Zunge heraushängen und atmet durch die Nase ein, wobei ein Luftzug entsteht, der die Verdunstung von Feuchtigkeit begünstigt. Diese Verdunstung hält die Körpertemperatur des Hundes konstant.
Hitzschlag-Symptome beim Hund
Anzeichen für eine Hyperthermie (Überhitzung) sind:
- vermehrtes Hecheln
- Unruhe/Unwohlsein
- Hals ist langgestreckt, Zunge hängt maximal aus dem Maul
- Plätze zur Abkühlung werden gesucht (Schatten, Haus, Garage)
- Herzrasen (Tachykardie)
- starkes Hecheln mit flacher Atmung
- Bewusstseinsstörungen (Apathie, Schläfrigkeit)
- Störungen des Gangbildes
- starkes Speicheln
- ggf. Störungen im Bewegungsablauf
- Körpertemperatur über 40 °C
- Krämpfe, Zittern, Ataxie
- trockene, pappige, gerötete Schleimhäute
- Bewusstseinsverlust
Ohne adäquate Maßnahmen zur Senkung der Körpertemperatur, kommt es zu einem starken Hirnödem und kann den Tod durch Herz-Kreislauf-Stillstand bedeuten.
Wichtige Erste Hilfe Maßnahmen
Das Tier sollte unverzüglich in eine kühle Umgebung bzw. Schatten gebracht werden. Das weitere Vorgehen hängt stark vom Bewusstseinsstatus des Tieres ab: Langsames abkühlen: Feuchte Umschläge beginnend an den Extremitäten, die langsam auf den ganzen Körper ausgeweitet werden. Wasser anbieten: am besten lauwarmes Wasser, jedoch nicht eiskaltes. Der Hund soll so viel trinken wie er möchte. Ein zu schnelles Abkühlen mit eiskaltem Wasser würde den ohnehin geschwächten Kreislauf noch weiter schädigen. In jedem Fall ist bei ersten Anzeichen eines Hitzschlages medizinische Hilfe indiziert. Sollten bereits Kreislaufprobleme auftreten, bzw. das Tier bewusstlos werden, sprechen wir bereits von einer fortgeschrittenen, ernsten und lebensbedrohlichen Situation, welche eine intensivmedizinische Versorgung des Tieres bedeutet. In jedem Fall sollte unverzüglich der nächste Tierarzt/Tierklinik/Tierrettung aufgesucht werden.