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Vom einsamen Tier-Seelchen zum Kampf-Schmuser – Hunde aus dem Tierschutz

Ronja und Bela
Ronja und Bela

von: Regina Welk

Ratgeber Haustiere –

Noch immer gibt es die Pandemie und damit verbunden auch das Homeoffice. Viele Menschen haben sich in den letzten zwei Jahren Tiere angeschafft, weil sie im Homeoffice auch Zeit für sie hatten. Jetzt ist in vielen Fällen die Normalität wieder eingetreten, der Hund kann z.B. nicht mehr an den Arbeitsplatz mitgenommen werden. Leider haben sich viele Tierbesitzer dann entschieden, sich von dem Tier wieder zu trennen. Positiv jedoch war, dass einige Mitarbeiter ihre Tiere mit zum Arbeitsplatz nehmen dürfen, was zu einem entspannten und schönen Arbeitsklima beiträgt. Natürlich haben wir auch schon von Katzen und Vögeln im Büro gehört...toll!

In unserer Jubiläumsausgabe der Tierpost 2021 habe ich bereits über mein Leben mit Ronja und Flocke ausführlich berichtet – Tiere aus dem Tierschutz von Pro Animale. Ronja war damals ca. drei Jahre alt, also schon erwachsen, ich besaß damals schon die spanische, kinderliebe (inzwischen verstorbene) Flocke. Ronja war ein türkischer Straßenhund und kastriert, ich übernahm die Patenschaft für sie, und sie lebte dann glückliche vier Jahre bei einer 89jährigen Dame. Nach deren Tod kam Ronja planmäßig zu mir. An der Leine ist sie zwar etwas zickig, aber sie ist eben auch kein Plüschtier! Im Allgemeinen ist sie – inzwischen 15 – problemlos, sie mag ältere Menschen mehr als Kinder, denen sie aus dem Weg geht. Ich habe es nie bereut (zeitweise zwei) weiße, kuschelige und schmusige Tierschutzhunde um mich zu haben. Es ist für mich kein Problem, dass ich nie ein Tier von Anfang an großgezogen habe.

Nach dem plötzlichen Tod meiner Freundin Evelin übernahm ich selbstverständlich deren Hund Bela – einen ungarischen Straßenhund. Sie entdeckte ihn in einer deutschen Pflegestelle und verliebte sich sofort in ihn, weil er ihrem verstorbenen Golden Retriever so ähnlich war. Er lebt inzwischen glücklich bei Angelika, die sich nach dem Tod ihres Hundes an dem Ballspiel-vernarrten Bela erfreut, der extrem verschmust ist und ihr nicht von der Seite weicht. Das Bellen an der Leine konnte ihm bisher nicht abgewöhnt werden, doch das machen andere Hunde auch, die seit Welpenalter in Familien leben.

Diese Geschichten sind unterschiedlich und doch sind sich alle ähnlich, da sie eine große Liebe zu Tieren zeigen! Und sie zeigen auch, dass es die Liebe auf den ersten Blick nicht nur bei den Menschen gibt. Man kann das große Glück aber auch mit einem älteren Tier finden.

Paddy feierte gerade seinen 7. Geburtstag

Vor ein paar Wochen erhielt ich ein paar Fotos von einem Hunde-Geburtstag – Paddy feierte seinen 7. Geburtstag. Grund für mich, auch seine Geschichte zu erfragen. Sein Frauchen Tanja berichtet: „Paddy war ca. ein Jahr in einer Auffangstation von Baia Mare (Rumänien) und kam im April 2018 in einem Kleintransporter mit zwölf anderen Hunden nach Deutschland. Meine Mutti Doris und mein Bruder haben den Hund Paddy abgeholt. Vermittelt wurde er von der Tierschutzorganisation Ein Herz für Streuner e.V. Paddy war inzwischen drei Jahre alt und am Anfang sehr ruhig. Nach ca. vier Wochen hat er uns gezeigt, dass er ein Wachhund ist und sein Territorium bewacht. Er war ein sehr ängstlicher und schreckhafter Hund und bellte, wenn er Angst hatte. Da er aber zu uns als hundeerfahrene Familie gekommen ist, ist er inzwischen schon viel selbstsicherer geworden. Nur mit Männern hat er so seine Probleme, besonders wenn diese eine laute und tiefe Stimme haben. Er liebt seinen „Welpen“, den sieben Monate alten Sohn meines Bruders. Wir haben ihn von der ersten Minute an ins Herz geschlossen und feiern seine Geburtstage ganz besonders“.

Die hübsche Katze Lea ist wie ein Hund und reist gerne

Diese Geschichte erzählt uns eine in Deutschland lebende Italienerin Paola: „Als ich Lea durch die Schweiz nach Freiburg mitgenommen habe, war sie sieben Monate alt. Sie war im Alter von wenigen Monaten in einer Tiefgarage in Brescia ausgesetzt worden und hatte im Winter vier Monate allein auf einer Baustelle verbracht. Am Anfang war sie wild und autistisch und konnte nicht spielen, hatte es ja auch nie gelernt. Inzwischen liebt sie meinen Laptop und PC und sitzt oft neben mir, wenn ich online Vorlesungen halte und hat auch das Spielen gelernt, kuschelt jedoch mit Vorliebe.

Eine Besonderheit hat sie aber: Sie reist im Auto auf dem Rücksitz mit, nicht immer im Katzenkorb! In einer Ferienwohnung am Meer nach acht Stunden Fahrt läuft sie umher wie ein Hund! In den Autopausen auf den Raststätten sieht sie sich, sicher eingekuschelt in meinen Arm, gern die Umgebung an. Sie folgt mir in meiner Wohnung wie ein Hund und verhält sich auch im Garten wie einer – ich gebe sie nie mehr her und möchte sie nicht missen“

Der Engel Missy hieß mal Sissi

Von Evi Plötz, Mitarbeiterin bei der Tierrettung München, erfragte ich die Geschichte von ihrer süßen Hündin Missy: „Missy wurde 2010 vom Verein Engel der Tiere München gerettet. Ursprünglich wurde sie in Griechenland von einem Mann zu zwei Frauen gebracht, die immer wieder Hunde nach Deutschland mitgenommen und dann vermittelt haben. Sie hing damals als zehn Wochen alter Welpe bereits an einer Kette auf einem Platz neben einer Ölpresse, war krank und sah erbärmlich aus. Von Kindern wurde sie immer wieder mit einem Ball beschossen.

Die beiden Frauen haben sie aufgepäppelt, und in München wurde sie im Dachauer Hinterland bei einer Dame untergebracht, die sich um die Hunde kümmerte, bis sie vermittelt waren. Nachdem unser Dackel Mitte Juni 2010 gestorben ist, hat eine Freundin von mir von Missy erfahren und sofort an uns gedacht, dass wir doch den Hund aufnehmen könnten. Wir fuhren hin, und Missy versteckte sich im Flur. Ich ging in die Knie und lockte Missy, die noch Sissi hieß, an. Langsam traute sie sich raus und kam auf mich zu. Ich nahm sie, damals ca. fünf Monate alt, auf meinen Arm, und sie schleckte mir die Finger, sah mir in die Augen, und da war klar – Missy kommt zu uns!

Missy hatte draußen vor allen und allem Angst, vor allem vor Männern mit ausländischem Akzent, vor Bällen, Plastiktüten usw. Langsam haben wir ihr Vertrauen gewonnen und uns dann an eine Hundetrainerin gewandt, die uns viele Tipps gab. Missy die Angst beim Gassi gehen zu nehmen, wenn es lauter wird, knallt oder ähnliches, ist nicht möglich – man könnte sie mit einem Filet locken, sie würde es nicht fressen, wenn sie Angst hat. Wenn Missy Zuhause ist, geht alles gut, ansonsten ist sie teilweise ängstlich geblieben. Missy ist der liebenswerteste Hund, den es gibt, und wir würden sie nicht missen wollen“.

Hündin Missy
Hündin Missy. Foto: Evi Plötz

Von Janosch, Fussel und der einohrigen, einäugigen Nya

Ingrid in München erzählte uns ihre Geschichte: „Mein Hund Bärli war vor sechs Jahren gerade erst verstorben, als meine Freundin sagte, dass sie sich auch einen Hund holen wolle, aber nur einen Spitz! Ich habe daraufhin bei der Spitz-Nothilfe nachgefragt, da ich nicht wollte, dass sie zu einem Züchter geht, wenn es doch so viele Hunde gibt, die in Zuhause brauchen! Es gab dort einen kleinen blonden Wuschelhund, in den ich mich gleich verliebt habe, den ich besuchte und wenig später im 450 km entfernten Idar-Oberstein abholte! Seitdem habe ich mein geliebtes kleines Goldstück Janosch! Meine spontane Entscheidung habe ich nie bereut! Übrigens: Meine Freundin hat bis heute keinen Hund! Und nachdem im letzten August meine Katze Trixi mit 19 Jahren gestorben war, überlegte ich mir, ob ich mit meinen 70 Jahren nochmal eine Katze holen soll. Dann kam ein weitergeleiteter Hilferuf einer Freundin: Fussel, Fundkatze, 12 Jahre, sucht ein Zuhause. Ich habe mich spontan gemeldet, da ich ohnehin einen älteren Kater bevorzugt hätte.

Ich fuhr also zur Tierpension, wo die Katze vorübergehend untergebracht war und erfuhr, dass Fussel kein Kater, sondern ein Weibchen war. Na egal, ich war einverstanden, sie zu mir zu nehmen. Da saß in diesem Zimmer aber noch eine Katze! Nur mit einem Auge und einem Ohr! Spontan entschloss ich mich, beide zu nehmen. Seit Dezember wohnen nun Fussel und Nya bei Janosch und mir. Wir sind noch in der `Aneinander-Gewöhnungsphase´! Aber es wird täglich besser! Bald sind meine drei – Janisch, Fussel und Nya, eine Einheit“!

Kampagne gegen illegalen Welpenhandel

Jährlich wird eine Vielzahl illegal eingeführter Welpen beschlagnahmt, die häufig im Rahmen polizeilicher Kontrollen entdeckt werden. Die Transporte kommen überwiegend aus osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Bulgarien oder Ungarn. Deshalb ist der Bund gefordert, auf Bundes- und Europa-Ebene ein Maßnahmenpaket umzusetzen, das den Handel mit illegal eingeführten Hunden erschwert. Illegal eingeführte Hundewelpen sind in der Regel zu jung, nicht geimpft und häufig krank, da ihr Immunsystem durch die zu frühe Trennung von der Mutter (und ihrer Milch) nicht ausgebildet ist.

Über das Internet werden Welpen massenhaft gehandelt. Leider werden die Methoden immer schlimmer, da die Welpenhändler erkannt haben, dass wir Deutschen denken „Teuer ist gut“, sodass sie die Tiere nicht länger zu „Dumpingpreisen“ verkaufen, sondern ihre „Ware“ eben teuer und meist mit gefälschten Papieren anbieten. aktion tier – menschen für tiere e.V. rät dringend von einem Welpenkauf auf der Straße, auf einem Markt oder übers Internet ab! Wer auf einem dieser Wege einen Vierbeiner erwirbt, unterstützt womöglich die kriminelle Hundemafia. Das brutale Geschäft auf Kosten der Tiere lässt sich nur austrocknen, wenn die Nachfrage versiegt. Viele Beiträge zu diesem brisanten Thema gibt es unter https://www.aktiontier.org/kampagnen/welpenhandel

Aus dem Tierschutz, aus dem Tierheim, von Pflegestellen

In diesen Beispielen kamen die Tiere aus dem Tierschutz und von Pflegestellen. In allen Beispielen, auch wenn man ein Tier aus dem Tierheim holt, werden sehr genau die Daten und Beweggründe des Tierkäufers erfragt. Die Tierheime und der Tierschutz lassen sich Papiere zeigen und nehmen in den meisten Fällen auch eine Schutzgebühr, oder man kann das Tier sogar nur „adoptieren“. Es werden Platzkontrollen durchgeführt, manchmal bekommt auch später noch einmal einen Kontroll-Besuch. Alle seriösen Organisationen wissen genau über die Eigenheiten der zu vermittelnden Tiere Bescheid, da sie vor der Vermittlung beobachtet und natürlich untersucht werden. Die Tiere – egal ob Hund, Katze, Vogel – drücken ihre Dankbarkeit in ihrer unbegrenzten Liebe aus, wie es auch die geschilderten Beispiele gezeigt haben.

Janosch, Paddy und Ronja.
Janosch, Paddy und Ronja. Foto: Regina Welk

Lassen Sie Ihren Hund oder Ihre Katze bitte chippen und registrieren!

TASSO – das Haustiersuchregister ist 40!

Bei der Gründung des Haustiersuchregisters TASSO im Jahr 1982 stand zunächst die Rückvermittlung von Tieren im Vordergrund, die für Tierversuchslabore gestohlen worden waren und befreit werden konnten. Damals gab es nur schriftlich dezentral geführte Listen mit Tätowierungsnummern von Tierärzten oder Tierschutzvereinen. Ein wiederentdecktes Tier zurück zu seinem Halter zu vermitteln war ohne eine zentrale Datenbank nahezu unmöglich. So entstand die Idee zu einem kostenlosen, datenbasierten Haustierregister. Jegliche Unterstützung durch TASSO (24-Stunden-Notrufzentrale, Suchplakate, TASSO-Plakette, Suchservice) ist kostenlos.

Mehr unter: www.tasso.net

 
Regina Welk mit ihren Hunden

Regina Welk

Telefon:
+49 89 30 77 95 22
E-Mail:
info[at]tierrettungmuenchen.de