Verliebt in Peter – ein kleines Marder-Baby
Im Frühling gibt es immer ziemlich viel zu tun bei der Tierrettung München: Jungvögel, die aus dem Nest fallen, verwaiste Eichhörnchen und junge Entchen ... viele brauchen Hilfe, weil sie allein nicht lebensfähig wären.
Von Evelin Paris. Die verletzten Vögel, Enten, kleine Wildtiere, die zu uns in das Büro – die sogenannte „Apotheke“ der Tierrettung – gebracht werden und sogar Schwäne, werden nach der Erstversorgung durch unsere Ärzte oft von mir in die Vogelklinik nach Oberschleißheim (www.vogelklinik.vetmed.unimuenchen.de) gefahren, wo sie dann weiter behandelt werden, bevor sie dann wieder fit ausgewildert werden können.
Vor ein paar Tagen aber hatten wir einen ganz besonderen Fall: Wir bekamen einen Anruf, dass sich im Hof des Post- und Briefzentrums in der Arnulfstraße ein Marderbaby befindet. Der diensthabende Tierarzt Dr. Hannes Wendt holte den verwaisten jungen Marder ab und brachte ihn in die „Apotheke“, wo er erst einmal untersucht und beobachtet wurde. Das Tierbaby war total zutraulich, lieb und brav und wie man auf den Fotos sehen kann, allerliebst. Niedlich, aber auch ein bisserl orientierungslos. Der Verdacht lag nahe, dass es vielleicht blind sein könnte? Deshalb wurde der kleine Marder (die Assistenten bei der Tierrettung hatten sich total verliebt in den süßen Kerl und ihm sogar schon den Namen „Peter“ gegeben) von mir in die Notaufnahme der Chirurgischen Uni-Tierklinik gebracht, wo er nochmals gründlich untersucht wurde. Es wurde auch ein Augenspezialist hinzugezogen, der uns aber glücklicherweise bestätigen konnte, dass der kleine Marder nicht blind ist. Also nahmen wir ihn wieder mit zurück, wo er dann von den Assistenten liebevoll weiter aufgepäppelt wurde, d.h., er wurde alle zwei Stunden gefüttert.
Peter zog in eine Marder-Aufzuchtstation
Was sollte aber nun mit ihm geschehen? Ein Marder als Haustier? Das geht ja dann wohl doch nicht. Also wurde der kleine Peter von Dr. Hannes Wendt und Jessica Kohler in eine Marderaufzuchtstation gebracht, wo sich jetzt Marion liebevoll um ihn kümmert, so lange bis er allein lebensfähig ist. Der glückliche Zufall trat ein, dass am gleichen Tag ein weiteres Marder-Jungtier vom Tierheim München dort abgegeben worden ist, so dass der kleine Kerl jetzt Gesellschaft hat, was ein großer Vorteil ist, denn Marder werden in Gruppen von 5-6 Tieren gehalten und langsam an das Leben in der Freiheit gewöhnt. „Peter“ war wohl erst so ca. 8 Wochen alt als er gefunden wurde und Marder-Jungtiere sind ein bisserl „hinten nach“, in diesem Alter noch nicht so weit entwickelt wie Hunde oder Katzen. Deshalb war er auch so zahm und zutraulich. Sie fangen erst an, sich zu wehren und zu beißen, wenn sie älter sind, so ca. mit drei Monaten. Dann kommen sie in ein Gehege, wo sie weiter gefüttert und versorgt werden, und danach – voraussichtlich im Juli – kommen sie in ein Gehege im Wald, wo sie zwar auch immer noch Futter bekommen, aber ansonsten keinen Kontakt mehr zu den Menschen haben. Die Tür zum Gehege bleibt offen, so dass sie jederzeit in die Freiheit können. Sie werden aber so lange versorgt, bis sie nicht mehr zurückkommen, um sich Futter zu holen.
Jetzt geht es „Peter“ gut, er ist putzmunter und entwickelt sich prima, wie mir Marion versicherte. Und wir von der Tierrettung freuen uns ganz besonders über dieses „Marder (Ende) gut – alles gut“!