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Waldohreule gerettet

Ich untersuchte den Greifvogel sofort. Zum Glück hatte das Opfer keine Hautwunden von den Attacken der Krähen davongetragen. Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

An einem verschneiten Frühlingsmorgen, von denen es dieses Jahr nicht wenige gab, bin ich von einem engagierten Hundebesitzer angerufen worden. Beim Gassigehen entdeckte er auf einem Feld eine Gruppe von Krähen, die aufgeregt auf etwas herumhackten. Nachdem sein Hund die Vögel weggescheucht hat, stellte sich raus, dass es eine Waldohreule war.

Von Malgorzata Horvath. Als der Finder anrief, hatte er das Tier schon vorbildlich zu Hause zur Abholung bereit in einem Karton sitzen. Da er außerhalb von München wohnte, verabredeten wir uns auf einer Tankstelle am Stadtrand, wo er mir unter schneesturmähnlichen Wetterverhältnissen seinen Findling übergab. Ich untersuchte den Greifvogel sofort. Zum Glück hatte das Opfer keine Hautwunden von den Attacken der Krähen davongetragen. Allerdings stellte ich fest, dass der rechte Flügel gebrochen war. Es handelte sich glücklicherweise um eine gelenkferne und geschlossene Fraktur, was mir erst einmal eine günstige Prognose erlaubte. Über die Möglichkeit und die Art einer Behandlung mit Hinblick auf die Wiederauswilderung kann jedoch nur ein Röntgenbild Auskunft geben. Nach einer Erstversorgung mit Schmerzmittel brachte ich den Patienten in die Vogelklinik, wo unsere Verdachtsdiagnose bestätigt wurde. Es handelte sich um einen glatten Bruch, der nicht operiert werden musste, sondern mit einem stabilisierenden Verband versorgt wurde. Vier Wochen später war er verheilt und die Waldohreule konnte wieder in die Freiheit entlassen werden. Es ist ein Szenario, was man immer wieder erlebt: Krähenschwärme, die Eulen und andere Greifvögel verscheuchen oder diese sogar zu Tode hacken, wenn sie aus irgendeinem Grund geschwächt sind. Es ist ihr Instinkt, gegen die Raubvögel vorzugehen. Auch die Eule auf dem zweiten Bild ist entkräftet von Krähen angegriffen und dabei verletzt und gerupft worden. Das Einfangen einer flugunfähigen Eule oder eines anderen Raubvogels sollte mit Vorsicht erfolgen. Die „Gefahr“ geht allerdings nicht, wie man denken könnte, von dem beeindruckenden Schnabel aus. Der Name verrät es: Greifvögel haben kräftige Zehen und sehr scharfe gebogenen Krallen, mit denen sie ihre Beutetiere greifen und festhalten, so dass man auf die Läufe achten muss, um Verletzungen zu vermeiden. Gesicht und Hände sollten nicht in die Nähe der Beine kommen, da die Vögel dann aus Abwehr zugreifen. Mit dicken Lederhandschuhen kann man sie natürlich auch an den Läufen halten. Der Schnabel kann dafür bei anderen harmlos erscheinenden Vögeln wirklich gefährlich werden: Wasservögel, die sich von Fischen ernähren, also Säger, Reiher und Störche picken gezielt auf das Auge. Beim Einfangen dieser Tiere, darf man nicht zu nah mit dem Gesicht an den Vogel kommen. Es empfiehlt sich, den Vogelkopf mit Jacke etc. abzudecken.

Vögel sind optisch orientierte Tiere

Man kann zum Einfangen von allen Vögeln entweder von oben beherzt mit beiden Händen zugreifen und die Flügel und den Oberkörper umschließen, um das Tier so in einen Behälter zu setzen. Dafür eignen sich vor allem Kartons in die z.B. mit einem Kugelschreiber Löcher zum Atmen reingestanzt wurden. So „verpackt“ können die Vögel gut in die Vogelklinik in Oberschleissheim gebracht oder von uns abgeholt werden. Man kann die Schachtel auch über den Findling stülpen und versuchen beim Umdrehen das Tier reinzudrücken. Vögel sind optisch orientierte Tiere: Wenn man ihnen die Sicht nimmt, dann sind sie ruhig gestellt. Man kann sie also auch erst einmal mit einer Decke, Jacke etc. zudecken, um sie so hochnehmen zu können. Wenn Sie sich das Greifen des Vogels nicht zutrauen, dann können Sie auch eine Schachtel, einen Wäschekorb oder ähnliches über ihn stülpen, so dass er bis zu unserer Ankunft an Ort und Stelle verbleibt.

 

Besonders gegen Ende des Winters werden oft verletzte oder einfach nur flugunfähige Greifvögel am Boden aufgefunden. Häufig sind diese Tiere durch Nahrungsknappheit sehr geschwächt, so dass sie keine medizinische Versorgung brauchen, sondern gepäppelt und wieder ausgewildert werden können.

 

Tierpost 02/2013