Benötigt jede einsame Jungeule tatsächlich menschliche Hilfe? Waldkauzbaby im Englischen Garten gerettet
Früh morgens geht ein Anruf eines aufmerksamen Spaziergängers aus dem Englischen Garten bei uns ein. Ein Waldkauzbaby würde einsam am Boden sitzen und würde Hilfe benötigen. Übers Telefon wurde zuerst abgeklärt, ob dieses Jungtier denn nun wirklich Hilfe benötigt, denn nicht jeder vermeintlich einsame Jungvogel benötigt tatsächlich die Hilfe des Menschen.
In Deutschland gibt es acht Eulenarten, die auch hier bei uns brüten – die Schleiereule, der Wald-, Raufuß- und Steinkauz, die Waldohr- und Sumpfohreule, sowie der Uhu. Davon gelangen nur die Schleier- und Waldohreule sowie der Waldkauz regelmäßig in menschliche Obhut. Die Schleiereule ist von diesen drei Arten die einzige, die das Nest erst verlässt, wenn sie flugfähig ist. Die Waldohreule und der Waldkauz hingegen haben eine sogenannte lange Ästlingsphase, in der sie das Nest noch im Dunenkleid verlassen und auf dem Boden oder in Ästen sitzen. Die Jungvögel werden dann nachts von den Eltern versorgt. Tagsüber sind die Eltern unterwegs, um Nahrung zu beschaffen. Ein Waldkauz- oder Waldohreulenbaby, das tagsüber alleine ist, ist also nicht gleichzusetzen mit einem einsamen Jungtier, das menschliche Hilfe benötigt.
Eine Ausnahme stellen Jungeulen dar, welche offensichtlich eine Verletzung aufweisen, welche von Krähen oder anderen Tieren attackiert werden, oder sich an anderen Stellen aufhalten (z.B. stark befahrene Straße), die für das Jungtier eine Gefahr darstellen.
Der Finder unseres Waldkauzbabys berichtet, dass der Kauz bereits von Krähen attackiert wird und auch von freilaufenden Hunden als Spielobjekt benutzt wird – er benötigt also definitiv Hilfe! Dank der Aufmerksamkeit und Mithilfe des Anrufers, welcher das Waldkauzbaby in einem Karton sichert und auf uns wartet, ging die Geschichte für diese kleine Jungeule gut aus. In der tierärztlichen Untersuchung konnten keine Verletzungen oder Hinweise auf eine andere Erkrankung festgestellt werden. Der junge Kauz wurde von uns über Nacht gepäppelt und am nächsten Tag in eine Wildtierauffangstation zur Aufzucht verbracht.