Vorsicht, Tür nicht öffnen...
Der zuerst eintreffende Tierarzt Dr. Hannes Wendt ahnte nichts Gutes, als er einen Zettel mit dieser Aufschrift „Vorsicht, Tür nicht öffnen...“ auf einer Kellertür vorfand. Üblicherweise dauert ein Haustiereinsatz inklusive An- und Abfahrt 2 Stunden. Nicht so in diesem Fall.
Von Dr. Hannes Wendt, Daniel Prengel und Maria Laparidou. Aber alles von Anfang an: Die Besitzer des Hundes wussten sich selbst nicht mehr zu helfen. Nachdem der Hund aus der Klinik nach einer Kreuzbandoperation abgeholt wurde und aus dem Auto ausgestiegen war zeigte er plötzlich unkooperatives und aggressives Verhalten. Aus Eigenschutz sperrte der Besitzer den Hund hinter die nächste erreichbare Tür. Diese eine Kellertür, die nur über einen Zugang zu betreten war, wurde von unserem Problemkind „bewacht“. Weder Besitzer noch Rettungskräfte konnten den Raum betreten, ohne Gefahr zu laufen, angegriffen zu werden. Jedem aggressiven Hund ist mit Vorsicht zu begegnen. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen einem bissigen Dackel und einem kräftigen Fünfzigkilohund. Dieser kann durchaus schwerwiegende Verletzungen verursachen. Ursprünglich fuhr Dr. Hannes Wendt alleine zu dem Einsatz. Relativ schnell stellte er fest, dass weitere Unterstützung notwendig sei. Verschiedene Methoden der Immobilisierung, wie zum Beispiel der Einsatz einer Halsschlinge, schlugen fehl auf Grund der starken Aggression des Tieres. Daher blieb als einzige Möglichkeit den Hund mittels Distanzimmobilisierung (Blasrohr) zu betäuben. Die ebenfalls diensthabenden Kollegen der Tierrettung wurden um Verstärkung gebeten. Um über die Krankengeschichte des Patienten aufgeklärt zu werden, telefonierte Dr. Wendt mit der Tierklinik. Dabei erfuhr er, dass der Hund auf bestimmte Narkosemittel nur unzureichend reagiere, woraufhin die Klinik uns eine individuell zusammengestellt Narkose zusammenstellte. Auf dem Weg zum Einsatzort holten Daniel Prengel und Maria Laparidou diese spezielle Narkose ab. Auf Grund der nur einseitig begehbaren Lokalität und der Angriffsstellung direkt vor der Tür gestaltete sich die sichere Blasrohrverwendung schwierig. Nach langem Warten begab sich der Hund in die richtige Position zum Schuss. Der Kollege führte den Schuss aus und traf! Der Hund wurde zunehmend ruhiger. Da man sich ihm noch nicht nähern konnte, wurde er mit einem Besenstiel angestupst. Er zeigte noch Abwehrreaktionen, sodass die Narkose nochmals vertieft werden musste. Nachdem der Hund sich im Tiefschlaf befand, konnten die Tierärzte ohne Gefahr zur weiteren Versorgung in den Raum gehen, die in der Kontrolle des Herz-Kreislauf- Systems und dem Legen eines Venenzugangs zur Aufrechterhaltung der Narkose bestand. Unter ständiger Kontrolle der Narkosetiefe und des Allgemeinzustandes des Hundes fuhren Daniel Prengel und Maria Laparidou in die Tierklinik, in der die weitere Versorgung und Untersuchung stattfand. Der gesamte Einsatz dauerte fünf Stunden, wurde aber glücklich und unverletzt abgeschlossen.