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Hunde reagieren sensibel auf Hanf Verdacht auf THC-Intoxikation

Hanf ist seit April 2024 in Deutschland legal.
Hanf ist seit April 2024 in Deutschland legal. Foto: Rolf Hansen/Pixabay

von: Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.

Rettungseinsätze –

Auch wir konnten ein auffälliges Verhalten bei Tammo sehen. Sein Gangbild war ataktisch und hypermetrisch. Er zeigte immer wieder ein Zusammenzucken und wirkte orientierungslos. Außerdem schwankte sein Bewusstsein zwischen aufmerksam und dann wieder abwesend bis fast somnolent. Außerdem speichelte er und zeigte Harnträufeln. Danach hat er auch noch erbrochen. Bei genauerer Untersuchung wurden leicht pappige Schleimhäute festgestellt. Außerdem hatte er stark vergrößerte Pupillen, die nicht auf Licht reagierten. Diese Symptome können auf eine Vergiftung mit THC hinweisen. Differentialdiagnostisch müssen natürlich weitere neurologische Erkrankungen in Betracht gezogen werden. Da Tammo einige dieser Symptome aufwies und er wohl gerne draußen etwas frisst, wurde der Verdacht auf eine THC-Intoxikation ausgesprochen. 

Aufgrund der Legalisierung von THC besteht die Möglichkeit, dass es nun häufger zu solchen Intoxikationen kommen kann. Da Hunde deutlich sensibler als Menschen auf THC reagieren, reicht bei ihnen schon die Aufnahme von kleinen Mengen. Diese können sie in Zigarettenstummeln, Kot von Menschen oder verlorenen THC-Produkten fnden. Von uns erhielt Tammo ein Mittel gegen Übelkeit und eine Infusion. Außerdem erging der Rat zu einer stationären Aufnahme in einer Tierklinik, damit er seinen Rausch unter guter Überwachung ausschlafen kann.

THC (Tetrahydrocannabinol)

Der Hauptwirkstoff in Cannabis, wirkt im Gehirn und Nervensystem, indem es sich an Cannabinoid-Rezeptoren bindet, die Stimmung, Wahrnehmung und motorische Fähigkeiten beeinfussen. Bei Hunden, die viel empfndlicher auf THC reagieren als Menschen, kann es zu einer Überstimulation des Endocannabinoid-Systems kommen. Das führt zu einer Reihe von Symptomen, die auf eine THC-Vergiftung hinweisen. Typischerweise wirken betroffene Hunde extrem lethargisch und desorientiert, was sich in schwacher Bewegungskoordination und Verwirrung äußert. Übelkeit und Erbrechen sind ebenfalls häufge Folgen, und manche Tiere zeigen Zittern oder sogar Krampfanfälle. In einigen Fällen reagieren die Pupillen ungewöhnlich, und das Tier speichelt vermehrt oder uriniert unkontrolliert. Verhaltensänderungen wie übermäßige Ängstlichkeit oder Hyperaktivität können ebenfalls auftreten. Besonders gefährlich ist der Konsum von THC für kleinere Hunde, da bei ihnen schon geringe Mengen toxisch wirken können. In schwerwiegenden Fällen kann es zu Atembeschwerden oder Herzproblemen kommen, weshalb es entscheidend ist, bei Verdacht auf eine THC-Vergiftung sofort einen Tierarzt aufzusuchen. Die Behandlung umfasst meist Flüssigkeitszufuhr und eine sorgfältige Überwachung der Symptome. Obwohl sich die meisten Hunde nach einer Weile erholen, bleibt die THCWirkung oft mehrere Stunden bestehen.

 

Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.