Trauriger Lauf der Natur
An einem sonnigen Nachmittag erhielt ich einen Anruf einer Passantin aus dem Park des Schloss Nymphenburg. Sie sah, wie ein Gänseküken zu schwach war, um weiterhin seiner Familie folgen zu können.
Von Dr. Hannes Wendt. Als ich im Schlosspark eintraf, lag der Jungvogel mitten auf einem Weg. Die Eltern mit zwei weiteren Küken standen einige Meter entfernt und versuchten, die Menschentraube, die sich bereits um das Gänseküken versammelt hatte, mit viel Protest zu vertreiben. Nach genauerer Untersuchung des Vogels stellte sich heraus, dass das rechte Auge bereits so geschädigt war, dass es nicht mehr zu retten war. Ebenfalls war das Küken sehr schwach und abgemagert. Trotz aller Anstrengung schaffte es das Tier nicht mehr den Weg mit der Familie weiterzugehen.
Da Wildvögel allgemein mit nur einem Auge kaum überlebensfähig sind und desweiteren diese oder auch noch eine weitere Erkrankung schon seit längerem bestehen durften, konnte ich dem Tier leider nur noch den Leidensweg verkürzen. Unter traurigem Geschnatter nahm ich das Gänseküken mit und musste es einschläfern. Dies sollte natürlich immer der letzte Weg sein, aber es ist auch eine Möglichkeit, Tieren weiteres Leid und Schmerzen zu ersparen.