Tollkühne Bergung eines Mauerseglers
Mittags, an einem extrem warmen Sommertag, blickte ein junger Mann,der in einem Altbauhaus an der Prinzregentenstraße wohnte, aus seinem Fenster auf das gegenüber liegende Haus. Er bemerkte, dass unter der Dachrinne etwas kleinesSchwarzes hing. Vollends suspekt wurde ihm seine Beobachtung, alssich dieses kleine schwarze Etwas auch noch bewegte.
Von Dr. Sylvia Haghayegh und Judith Brettmeister. Nun betrachtete er das baumelnde Ding etwas genauer und erkannte, dass es sich um einen Vogel handelte, der durch irgendetwas an der Dachrinne festgehalten wurde. Eiligst rief er die Tierrettung München an. Dr. Sylvia Haghayegh, Tierärztin bei der Tierrettung, inspizierte den Wohnblock von allen Seiten und suchte nach einer Möglichkeit, an den Vogel heran zu kommen. Mit dem Anrufer gemeinsam klingelten sie alle Wohnungen ab, denn die beste Möglichkeit, das Tier zu bergen, schien von den Fenstern der obersten Etage aus zu sein. Nur ein Schulkind war anwesend und öffnete. Leider war im obersten Stockwerk niemand anzutreffen. Das angetroffene Schulkind öffnete der Tierärztin den Speicher, um von der Dachluke aus den Vogel zu bergen. Doch das Unterfangen stellte sich als viel zu riskant heraus.
Der Tierärztin blieb nichts anderes übrig, als die Feuerwehr anzurufen. Drei Mann stark rückte diese an. Einer von ihnen kletterte angeseilt auf das Dach hinaus und barg den, wie sich jetzt herausstellte, Mauersegler. Schnell war klar, warum sich der Vogel so verheddert hatte. Wieder einmal wäre durch Zivilisationsmüll ein Tier fast zu Tode gekommen. Um die Beine des Mauerseglers hatte sich ein blauer Faden geschlungen. Zunächst erhielt der kleine tapfere Kämpfer mit einer Pipette Wasser, da nicht klar war, wie lange er schon an der Dachrinne gehangen hatte und er womöglich schon völlig dehydriert war. Dann versuchte Sylvia Haghayegh mit den kleinsten Instrumenten, die sie hatte, den Faden zu lösen. Mit viel Geduld konnte sie den Mauersegler von seinen Fußfesseln befreien. Die Tierärztin beobachtete den Vogel noch einen Tag, dann entließ sie ihn in die Freiheit. Für Sylvia Haghayegh sind das die Momente, die für das viele Leid, das sie tagein tagaus mit ansehen muss, entschädigen.