Taubenrettung in letzter Sekunde
Lisa H. wurde langsam ganz mulmig zumute. Immer wieder kamen aus dem Ofenrohr über dem Kachelofen, der als Bücherregal zweckentfremdet war, seltsame Raschelgeräusche. Irgendwann siegte dann die Neugier.
Von Judith Brettmeister. Auf der Staffelei stehend, konnte sie das Ofenrohr- Knie öffnen. Überrascht musste sie feststellen, dass sie eine in Panik versetzte Taube anstarrte. In Sorge darüber, der Vogel könne sich bei der Bergungsmaßnahme verletzten, rief sie die aktion tiertierrettung münchen an.
Auch für den diensthabenden Tierarzt Gabor Horvath bedeutete dies eine nicht unbedingt alltägliche Tierrettung. Ein Riesenproblem war die Angst der Taube, denn immer wenn der auf der Staffelei balancierende Tierarzt versuchte, mit seinem Arm im Ofenrohr nach der Taube zu greifen, wich diese weiter nach hinten zurück. Und dort, wo von außen gesehen das Rohr in der Wand verschwand, ging es in der Wand mit einem anderen Rohr senkrecht in den Keller hinab. Die Taube hing nur noch mit einer Kralle am waagrechten Ofenrohr und drohte jeden Moment abzustürzen. Dann war das Tier verschwunden. Auf das Schlimmste gefasst, liefen die Studentin und der Veterinär in den Keller des Mietshauses. Dort konnte glücklicherweise wieder eine Klappe dieser ehemaligen Heizungsanlage geöffnet werden. Die beiden machten eine schaurige Entdeckung. Neben einem Feuerwerkskörper befanden sich in der „Endstation Kamin“ auch zwei Taubenskelette. Von der noch lebenden Taube war weit und breit keine Spur. Also ging es wieder zurück in den dritten Stock.
Und siehe da: Das Täubchen saß wieder im Ofenrohr, ein beherzter Griff des Tierarztes und das verwirrte Tier befand sich in sicherer Obhut. Gabor Horvath checkte noch den Gesundheitszustand des Tieres durch, reinigte die Taube und entließ sie, nachdem er feststellte, dass durch den Irrweg keine körperlichen Schäden geblieben sind, über den Balkon in die Freiheit. Zurück blieb ein froher Tierarzt, der zur Hälfte mehr einem Kaminkehrer ähnelte.
Wird der aktion tier-tierrettung münchen bekannt, dass zum Beispiel der Kamin eines Hauses zur tödlichen Falle für Tiere werden kann, wenden wir uns an den Hausbesitzer und bitten ihn darum, Abhilfe zu schaffen.