Singdrosselglück

Diese Singdrossel wurde mitten im Winter auf einem Gehweg gefunden. Sie saß aufgeplustert und teilnahmslos da und konnte von den Findern ganz leicht hochgenommen und in eine mit Luftlöchern vorbereitete Schachtel gesteckt werden. Bei unserer Untersuchung war sie weiterhin sehr apathisch. Darüber hinaus konnten wir aber keine weiteren Anzeichen für eine Erkrankung oder Verletzung feststellen.

Von Malgorzata Horvath. Die Flügel waren unauffällig. Der Ernährungs- und Pflegezustand war gut, so dass wahrscheinlich keine chronische Erkrankung vorlag. Der gefiederte Patient bekam eine Infusion und schon bald zeigte sich eine Besserung seines Zustandes. Es war schön zu sehen, wie munter die Singdrossel nach ein paar Stunden wurde. Da das Tier sich vollständig erholt hatte, konnten wir es am nächsten Morgen einfach freilassen. Solche Erlebnisse sind für uns immer die schönsten. Häufig erholen sich Vögel von einem Anflugtrauma (zum Beispiel wenn sie gegen eine Fensterscheibe fliegen) spontan innerhalb der ersten 24 Stunden nur mit Hilfe von Ruhe und Wärme und ohne die Notwendigkeit einer tierärztlichen Behandlung. Das kann jeder Finder mit Hilfe eines durchlöcherten Kartons bieten, indem er den Vogel zu Hause vorübergehend sitzen lässt und ab und zu nach ihm schaut. Als „Erste- Hilfe-Maßnahme“ kann man mit einer Traubenzuckerlösung, sowohl den Flüssigkeits- wie auch den Energiebedarf kurzfristig decken. Diese verabreicht man am besten tröpfchenweise: entweder man hält einen Tropfen an die Schnabelspitze oder lässt ihn auf ein Nasenloch fallen und wartet bis der Vogel schluckt. Bei einem längeren Aufenthalt im Karton sollte man Wasser in einem flachen, kippsicheren Behälter und artgerechte Nahrung reinstellen. Falls kleine Singvögel – wie zum Beispiel Meisen – keine Nahrung oder Traubenzuckerlösung zu sich nehmen, sollte wegen des schnellen Stoffwechsels nicht allzu lange gewartet werden.