Schweres Schicksal einer vermissten Freigängerkatze
„Wir haben neben der Baustelle eine Katze gefunden. Ein Bein sieht schlimm aus, ich glaube das ist fast weg, könnten Sie da vorbeikommen?“ – so erreicht die Tierrettung am späten Dienstagnachmittag ein Anruf aus Obermenzing. Die beiden diensthabenden Tierärztinnen machen sich auf den Weg in den Münchener Westen.
Auf einem Parkplatz in einem Industriegebiet warten die Arbeiter, die die Katze gefunden haben – sie hat sich verängstigt unter einen Transporter zurückgezogen. Mit viel Fingerspitzengefühl wird das Tier unter dem Fahrzeug hervorgeholt, sodass sich das Ausmaß der schweren Verletzung zeigt: Das rechte Vorderbein des Bengal Katers ist von der Schulter an komplett offen, der Unterarm endet in einem Stumpf, die abgebrochenen Enden der Knochen sind zu sehen. Der Rest der Pfote hängt abgestorben an einem Geweberest. Unglaubliche Schmerzen muss das Tier haben. Dennoch lässt er sich brav in einen Käfig setzen und in den Rettungswagen bringen. Er bekommt ein starkes Schmerzmittel verabreicht und wird in die Chirurgische Tierklinik der LMU gebracht.
Während die Kollegen dort mit der Untersuchung beginnen, gelingt es den Tierärztinnen der Tierrettung mithilfe des Haustierregisters Tasso über die Chipnummer die Besitzerin zu ermitteln. Der tapfere kleine Kerl war bereits als vermisst gemeldet – es stellte sich heraus, dass sein Zuhause nicht weit von seinem Fundort liegt. Von seinem gewohnten Spaziergang am Sonntag kam er nicht nach Hause. Sein Frauchen meldete ihn umgehend als vermisst, suchte die Umgebung ab und rief ihn immer wieder – auch dort, wo er später aufgefunden wurde. In ihrer Verzweiflung hatte sie schon einen ausgebildeten Haustier-Suchhund angefordert – doch dann kam der Anruf von Tasso.
In der Klinik gelingt es, den jungen Kater zu stabilisieren. Er übersteht die Nacht gut und kann schon am folgenden Morgen operiert werden. Aufgrund der schweren Verletzungen war die Amputation des gesamten Vorderbeins nötig. Den Umständen entsprechend geht es ihm aber gut. Sein Frauchen ist glücklich, ihn am Leben zu wissen – „Ich hoffe, dass er auch mit drei Beinen gut zurechtkommen wird, vielleicht auch wieder nach draußen kann. Er hat es geliebt, auf Bäumen herum zu klettern oder den Vögeln hinterher zu pirschen.“