Schutzengel im Einsatz
Glück im Unglück. Mein Kollege Marc und ich vermuten eine Verkettung unglücklicher Umstände, die zum Unfall der Setterhündin Senta führten. Wie wir von der Besitzerin hinterher erfuhren, war Herrchen mit Senta beim Abendspaziergang als irgendetwas sie erschreckte und zur Flucht trieb.
Von Dr. Birgit Schwarzmann. Wieso sie so panisch reagierte, wie sie dann erst Tage später wieder auftauchte und wann und wie sie verunfallt war, wird wohl immer ihr Geheimnis bleiben. Auch wo sie sich verkrochen hatte, und was sie bewogen hat, an einem Herbstvormittag ihre Zuflucht zu verlassen.
Ihr Glück begann damit, dass polnische Arbeiter sie in der Nähe des Wertstoffhofes an der Truderinger S-Bahnstrecke bemerkten und sich sofort der Kleinen annahmen. Obwohl sie nur wenige Brocken deutsch konnten, schafften sie es, einen Bauhofangestellten zu überzeugen, Hilfe zu organisieren. Dieser rief in seiner Zentrale an, wo er an einen Kollegen geriet, der zu Sentas Glück die Nummer der Tierrettung parat hatte. Auf seinen Anruf hin fuhren wir schnellstens nach Trudering. Dort erwarteten uns aufgelöste Polen und eine sehr verstörte, total verdreckte Setterhündin, welche sich kaum mehr auf den Beinen halten konnte. Auf den ersten Blick fiel auch sofort der schiefstehende Unterkiefer auf. Eine kurze, äußerst vorsichtige Untersuchung bestätigte den Verdacht: Kieferbruch! Also erfolgte eine schnelle Stabilisierung der Hündin, die Gabe von Schmerzmitteln und zügig fuhren wir in die nächstgelegene Klinik.
Wenige Minuten später erreichten wir die Tierklinik Haar und dort ging die Versorgung in die zweite Runde. Bereits am Weg an der Eingangstheke vorbei ereignete sich der nächste Glücksfall. Eine der Helferinnen warf einen Blick auf die Hündin und erinnerte sich sofort. Am Vorabend war doch eine Dame hier und hatte nach ihrem entlaufenen Hund gesucht. Die Beschreibung sollte passen. Noch bevor Senta im Röntgenraum war, war Frauchen bereits informiert und schon in die Klinik geeilt. Große Freude bei der Besitzerin, gefolgt von der Angst, wie schlimm denn die Verletzungen seien. Aber bei Senta wurden die Lebensgeister durch die Anwesenheit einer Bezugsperson sichtlich geweckt. Mehr konnten wir im Moment für die Beiden nicht mehr tun, aber wir ließen sie ja auch in bester Obhut zurück.
Der Unterkiefer war an zwei Stellen gebrochen
Nachmittags fragte ich in der Klinik nach den Ergebnissen von Blutuntersuchung und Röntgen. Es stellte sich heraus, dass der Unfall wohl kurz nach ihrer Flucht passiert sein musste, die Blutwerte deuteten auf eine bereits infizierte Wunde hin, der Unterkiefer war an zwei Stellen gebrochen. Die gute Nachricht war, dass Senta sich aber vom Kreislauf bereits stabilisiert hatte und daher einer baldigen Operation nichts mehr im Wege stand. Bei einer weiteren Nachfrage zehn Tage später erfuhr ich, dass die Fäden bereits gezogen waren und die Heilung gut voranging, sie musste zwar noch einen Stützverband tragen, da ein Bruch nahe am Kiefergelenk lag und nicht mit einem Implantat versorgt werden konnte, aber sie war zuhause und guter Dinge. Nachdem ihr Schutzengel sie wiedergefunden hatte, scheint er Senta nicht mehr aus den Augen gelassen zu haben, denn seit ihrem Auftauchen am Wertstoffhof lief alles optimal, nicht zuletzt auch wegen der umfassenden kompetenten Hilfe der Tierklinik Haar, die sich nicht nur auf die medizinische Versorgung beschränkte, sondern in der eine engagierte junge Dame an der Aufnahme sofort 1 und 1 zusammenzählte und sofort auch die wichtigste Unterstützung für die schwerverletzte Hündin organisiert hatte, nämlich ein Familienmitglied!
Dank des Schutzengels und seiner Helfer führt dieser Fall zu einem glücklichen Ende!