Rettungsaktion für ein junges Kätzchen
Nachts um 1.50 Uhr des 4. Januar 2006 erreichte mich folgender Notruf: Eine verzweifelte Anruferin berichtete mir von ihrer vier Monate alten Katze, die sie seit fast einer Woche vermisst und die sie erst jetzt in ihrem Haus eingeklemmt zwischen den Rohren der Gastherme und der Zimmerwand hilflos entdeckt hatte. Zwei Feuerwehrmänner seien bereits vor Ort, jedoch sei eine Bergung des geschwächten Kätzchens aufgrund der hohen Verletzungsgefahr ohne tierärztliche Hilfe aussichtslos. Von Dr. Sylvia Haghayegh
Erst als ich kurz darauf dort eintraf, konnte ich mir ein Bild von der verheerenden Situation machen. Die Katze war von oben in einen Spalt zwischen den Gasrohren und der Zimmerwand geraten. Kopfüber muss sie in dieser misslichen Lage seit Tagen ohne Futter und Wasser ausgeharrt haben und war deshalb völlig entkräftet. Die Katze war für uns Helfer mit den Händen nicht erreichbar. Unter zu Hilfenahme von schmalen Holzlatten brachten wir die Katze zunächst in eine für uns günstigere Position. Herr Kößler (Brandmeister) und Herr Wegert (Oberbrandmeister) von der Feuerwache München Pasing unterstützten mich tatkräftig dabei. Dadurch konnte ich das Kätzchen nun mit meinen Fingerspitzen erreichen. Sie litt unter starken Schmerzen, was durch ein gequältes Schreien bei jeder Berührung zum Ausdruck kam. Sie musste daher vor weiteren Bergungsversuchen betäubt werden. Der extrem schlechte Allgemeinzustand (seit einer Woche ohne Wasser und Futter) schloss jedoch eine Betäubung im klassischen Sinne aus. Ein so geschwächtes Tier würde eine Narkose nicht überleben. Deshalb entschied ich mich für eine leichte Sedierung, um die Schmerzen zumindest etwas zu lindern. Daraufhin war es mir möglich an einem ihrer Hinterläufe eine Schlinge zu befestigen. Nur auf diese Weise gelang es uns die Katze letztendlich aus dem engen Spalt nach oben herauszuziehen. Sofort nach der Befreiung brachte ich das Kätzchen in die Medizinische Tierklinik wo es anschließend weiter versorgt wurde. Es hatte mehrere offene Wunden an den Gliedmaßen, die es sich offensichtlich durch die eigenen Befreiungsversuche zugezogen hatte. Nach einigen anfänglich kritischen Tagen in der Klinik stand jedoch bereits am vierten Behandlungstag fest, dass das junge Kätzchen sicher überleben wird. Angesichts der zunächst aussichtslosen Ausgangssituation erschien mir diese höchst erfreuliche Nachricht wie ein kleines Wunder, denn aus medizinischer Sicht ist es keinesfalls selbstverständlich, dass ein so geschwächtes Tier ohne bleibende Schäden überlebt. Dieser dramatische Rettungseinsatz wird mir immer in guter Erinnerung bleiben.