Rettung aus Betonfalle - Erblindung verhindert
In einer lauen Augustnacht ist der wunderschönen Abessinermischlingskatze Lilly Schreckliches widerfahren. Ihr Herrchen war nur kurz Zigaretten holen gegangen. Auf dem Rückweg wunderte er sich über die Menschenansammlung und das Feuerwehrauto in seiner Strasse.
Von Dr. Gabor Horvath. Als er nachschauen wollte, was den Aufruhr verursachte, hörte er verzweifelte, herzzerreissende Katzenschreie, die aus dieser Richtung kamen. Nichtsahnend sah er, wie die Feuerwehrmänner eine Decke anhoben und sich ihm ein Bild des Schreckens bot: ein von einer grauen Betonkruste überdecktes Wesen. Nach dem ersten Gefühl des Grauens und des Mitleids für das arme Tier kam der Schock: es war seine eigene Katze Lilly.
Sie war in eine tiefe, mit einer Betonmischung gefüllte Baugrube am Mittleren Ring geraten. Die steilen Wände machten ein Entrinnen unmöglich und so muss sie immer wieder in den Beton eingetaucht sein. Erst nachdem Passanten auf das verzweifelte Miauen aufmerksam geworden sind, konnte das Tier von der Feuerwehr aus dieser „Falle“ befreit werden. Der Besitzer und seine Frau versuchten gemeinsam, Lilly so gut sie konnten abzuwaschen und riefen sofort die Tierrettung, denn die hartnäckigen Betonkrusten im Fell der Katze waren das geringste Problem.
Es war kurz vor Mitternacht und ich war gerade mit unserem roten Einsatzwagen unterwegs, als ich den Anruf entgegennahm. Ich drehte sofort um und eilte zum Unfallort. Wenige Minuten später erwartete mich ein grausiges Bild: Beide Augen der Patientin waren vom Beton trüb geworden und hatten noch Betonpartikel in den Bindehäuten wie in fast allen anderen Körperöffnungen. Das arme Tier war verängstigt und zitterte am ganzen Körper. Nach der Untersuchung und Behandlung, die Lilly wegen des schrecklichen Erlebnisses widerwillig aber tapfer über sich ergehen ließ, brachte ich sie in unseren Wagen, wo sie während der Fahrt zusätzlich noch Sauerstoff bekam. Ich brachte sie in eine Tierklinik, wo sie sofort auf die Intensivstation kam. Dort verbrachte sie eine ganze Woche. Nach einer weiteren Woche stationärer Behandlung wurde sie schliesslich entlassen, wird aber weiterhin regelmäßig von einem Augenspezialisten betreut. Die Besitzer kümmern sich liebevoll um ihren Schützling und verabreichen alle zwei Stunden die Medikamente, auch nachts! Lilly lässt das gut über sich ergehen und wartet schon auf die Leckerlis.
Ich habe meine tapfere Patientin einen Monat nach dem Ereignis besucht und mich gefreut, als ich ihr in die Augen blicken konnte. Die schnelle Hilfe und die fürsorgliche Betreuung haben sich gelohnt. Die Chancen auf die völlige Wiederherstellung des Sehvermögens stehen gut und hoffentlich wird von dem Abenteuer nur eine schlechte Erinnerung zurückbleiben.