Rehkitz stürzt in den Nymphenburger Schlosskanal!
Fälle wie dieser beschäftigen unsere Tierärzte immer wieder: Weil es vermutlich von Hunden gehetzt worden ist, stürzte ein Rehkitz im Sommer in den Nymphenburger Schlosskanal und wäre fast ertrunken.
Von Lea Grünberg. Die Verantwortung für diesen tragischen Unfall liegt jedoch in dem Fall nicht bei den Hunden, sondern bei ihren Besitzern, die offenbar mit dem angeborenen Jagdinstinkt ihrer Lieblinge nicht angemessen umgehen können. Die Tierrettung München bittet daher alle Hundebesitzer, ihre Lieblinge im Notfall an die Leine zu nehmen oder eine Hundeschule zu besuchen.
Es war ein herzzerreißendes Bild: Ein Rehkitz ist im Juni in den Nymphenburger Schlosskanal gestürzt und trieb hilflos im Wasser. An einem Sonntag gegen 15 Uhr hatte ein Anrufer die Tierrettung München darüber informiert. Der diensthabende Tierarzt Daniel Prengel fuhr sofort mit seinem Einsatzwagen in Richtung Nymphenburg los. Als er eintraf, zog ein Mitarbeiter der Bayerischen Seenund Schlösserverwaltung das Rehkitz gerade aus dem Kanal.
Wo genau es ins Wasser gestürzt war und was dazu geführt hatte, blieb unklar. Die Tierrettung München geht aber davon aus, dass das Kitz von Hunden gehetzt worden ist. Anlass zu dieser Vermutung gibt ein Fall, der bereits einige Monate zurück liegt. Auch damals war ein Reh in Nymphenburg von Hunden gehetzt worden und stürzte auf seiner Flucht von der Schlossmauer. Im aktuellen Fall ist dem kleinen Tier glücklicherweise nichts geschehen: Die Untersuchungen von Daniel Prengel ergaben zumindest vor Ort keine Verletzungen. Rehe gehören zu den Säugetieren, die von Geburt an in der Lage sind, zu schwimmen. Menschen ist dieser Instinkt im Übrigen nicht angeboren.
Der Tierarzt brachte das kleine Kitz ins Tierheim München, wo es nun liebevoll umsorgt wird. Allerdings wird das Jungtier wohl mit der Hand aufgezogen werden müssen – was sowohl für Mensch als auch für Tier ein nicht ungefährliches Unterfangen ist. Wie viele andere Tierarten neigen auch handaufgezogene Rehe zur Aggressivität den Menschen gegenüber, die sie großgezogen haben – vor allem, wenn es sich um männliche Tiere handelt. Meist beginnen ihre Attacken mit Eintritt in die „Pubertät“, das heißt: in die Geschlechtsreife. Ein weiteres Problem ist zudem die Frage, wie die weitere Zukunft des Tieres gestaltet werden kann: Handaufgezogene Tiere, auch Rehe, lassen sich nicht ohne weiteres wieder in die freie Wildbahn zurückführen.
Die Gründerin und Vizepräsidentin der aktion tier-tierrettung münchen e.V., die CSU-Stadträtin und Rechtsanwältin Dr. Evelyne Menges, richtet daher einen dringenden Appell an alle Hundebesitzer: „Bitte achten Sie darauf, dass Ihre Hunde keine anderen Tiere jagen. Wir als Hundebesitzer tragen Verantwortung – nicht nur für das eigene Tier, sondern für alle Mitgeschöpfe. Nehmen Sie Ihren Hund im Notfall an die Leine oder besuchen mit ihm eine Hundeschule. Dort lernen Menschen wie Hunde das in einem solchen Fall angemessene Verhalten“.