Rauchvergiftung nach Wohnungsbrand
An einem frühen Sonntagmorgen wurde ich nach mehreren nächtlichen Einsätzen durch einen Anruf von der Feuerwehr geweckt: Aus einer völlig ausgebrannten Wohnung in Neuhausen haben die Einsatzkräfte noch in letzter Sekunde eine Hündin gerettet, die dringend medizinische Hilfe benötigte. Also los!
Von Dr. Gabor Horvath. Als ich dann in der Morgendämmerung eintraf, erwartete mich ein grausiges Bild. Aus einem Fenster im ersten Stock des Eckhauses stiegen graue Rauchschwaden empor. Die Straße war voller Feuerwehrfahrzeuge und Polizeiwagen, also fuhr ich auf dem Gehweg näher. Mit meinem Koffer eilte ich zum Gebäude. Dort kniete ein Feuerwehrmann neben einem zugedeckten Körper und hielt ihm eine Sauerstoffmaske dran. Es handelte sich um meine Patientin, die von ihm auch schon Infusionsfl üssigkeit in die Schnauze eingeträufelt bekommen hatte. Die Jagdhunddame lag in Seitenlage. Sie war kaum ansprechbar und starrte mit weit aufgerissenen Augen voller Angst ins Leere. Die Hündin ließ meine Untersuchung brav über sich ergehen. Ihre Schleimhäute waren sehr blass, ihre Atmung fl ach und der Puls raste. Sie litt unter einem Schock. Das Abhören von Herz und Lunge war unmöglich, da das laute Dröhnen eines Gebläses der Feuerwehr alles übertönt hätte. Mit Hilfe der Feuerwehrmänner und Polizisten konnten wir die Patientin schnell und ohne Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr in das Einsatzfahrzeug der Tierrettung München bringen.
Ich legte sofort einen Venenzugang und leitete die lebensrettende Schockbehandlung ein: Infusion und andere kreislaufstabilisierende Medikamente sowie Schmerzmittel. Währenddessen assistierte mir ein Sanitäter der Feuerwehr und versorgte den Hund weiter mit Sauerstoff. Sobald wir die Patientin versorgt und sicher in dem Transportkäfi g untergebracht hatten, machte ich mich auf den Weg in die Tierklinik. Unterwegs verständigte ich das Empfangspersonal, um das Behandlungsteam auf das Eintreffen des Notfalls vorzubereiten und damit eine optimale Versorgung ohne Zeitverlust bei der Übergabe der Patientin zu gewährleisten. Dort angekommen, hatte sich die Kreislaufsituation der Hündin schon deutlich gebessert. Ihre Schleimhäute waren wieder rosa. Nach weiteren stabilisierenden und entgiftenden Maßnahmen wurde die Jagdhündin in einen Sauerstoffkäfig gebracht.
Die Feuerwehrleute haben mir erzählt, dass sie den Hund beim Durchsuchen der brennenden Wohnung in einer Ecke zusammengekauert vorgefunden und schnell aus dem Qualm gerettet haben. Den Besitzer, der, wie ich später erfuhr, gerade noch rechtzeitig ins Freie gefl üchtet und wegen einer Rauchgasvergiftung selber im Krankenhaus war, konnte ich auch bald verständigen. Er war sehr besorgt um seinen Begleiter. Als ich meine Patientin noch am selben Tag in der Klinik besuchte, war sie noch im Sauerstoffkäfi g, es ging ihr aber schon viel besser. Am nächsten Tag konnte sie aus der Klinik entlassen werden und wieder zu ihrem Herrchen. Zum Glück hat sie alles gut überstanden und muss nur nochmal zur Kontrolle vorgestellt werd