Notruf: Wohnungsbrand!
Mitte Januar. Es ist 2.51 Uhr in der Früh als das Telefon klingelt. Eine aufgeregte Frauenstimme teilt mit, dass nach einem Wohnungsbrand eine Katze schwer atmet und ihr Speichel aus dem Mund läuft. Ich mache mich sofort auf den Weg.
Von Dr. Gabor Horvath. Zehn Minuten später werde ich auf der dunklen Straße von der Polizei aufgehalten, die das Gebiet weiträumig abgesperrt hat. Sie fordern mich auf, den roten Einsatzwagen noch vor der Sperre abzustellen. Ich setze meinen Weg zu Fuß fort. Ein junger Mann läuft mir entgegen mit einem Ausdruck von freudiger Erleichterung auf seinem Gesicht, als er mich in meiner feuerroten Einsatzjacke mit meinem großen Koffer wahrnimmt. Er möchte gern, dass ich ihn untersuche und ihm was für seine Atmung gebe. Er hätte nämlich Asthma, teilt er mir hastig mit. Ich sehe die Enttäuschung auf seinem Gesicht, als ich ihm klarmache, dass ich kein Arzt, sondern Tierarzt bin und ihn gleichzeitig zu dem Notarztwagen schicke. Vor dem Haus stehen mehrere Feuerwehrautos. Einige Feuerwehrmänner sind mit dem Aufrollen ihrer Schläuche beschäftigt. Vor dem offenen Haustor steht ein riesiges Gebläse und pustet einen Orkan von Frischluft in das Treppenhaus. Ich laufe die Treppe hoch. Mir kommen Feuerwehrmänner mit aufgesetzten Gasmasken entgegen. Ich muss in die Wohnung direkt über der Brandwohnung. Die Luft ist hier offensichtlich wieder klar, aber es herrscht noch ein bitterer Geruch. Auf dem Flur treffe ich endlich die Besitzerin meiner Patientin inmitten anderer aufgebrachter Mitbewohner, die wieder in ihre Wohnung zurückgekehrt sind.
Sie sei selber schwanger, aber es ginge ihr gut, erzählt sie mir. Sie mache sich bloß große Sorgen um ihre Katze Felice, die sie aus einem Tierheim hätte und die sowieso sehr scheu sei. Nun sei das arme Tier sehr erschrocken und verwirrt. Wir fangen an nach ihr zu suchen und finden sie endlich hinter der Waschmaschine, wo sie uns mit ganz großen Augen betrachtet. Ihre Atmung ist wieder ruhig und man sieht auch keinen Speichel mehr um ihren geschlossenen Mund. Sie möchte natürlich ihr Versteck nicht verlassen.
Nach liebevollem Zureden gelingt es Frauchen dann doch Felice hervorzulocken und sie lässt sich, auch wenn verständlicherweise etwas widerwillig, von mir genau untersuchen. Schließlich kann ich die Besitzerin beruhigen, denn zum Glück ergibt die gründliche Untersuchung keine krankhaften Befunde. Die Symptome waren durch Aufregung verursacht. Die Katze muss nicht in eine Klinik, sondern darf weiter, allerdings unter genauer Beobachtung, bei ihr bleiben. Es sollte besonders auf Zeichen wie Kurzatmigkeit oder Abgeschlagenheit geachtet werden. Bei weiteren Auffälligkeiten sollte unbedingt nochmal ein Tierarzt zu Rate gezogen werden, erkläre ich. Als ich schon gehe, kommt noch ein Feuerwehrmann rein und teilt mit, dass in der Wohnung aufgrund des Wasserschadens jetzt die Heizung nicht mehr funktionieren würde...
Glücklicherweise fanden die junge Frau und Felice im Elternhaus auf dem Lande Unterkunft, denn die Reparaturarbeiten dauern immer noch an. Seit dem Brand bis zum heutigen Tage erfreuen sich beide guter Gesundheit.