Notlandung mit Happy End: Irrtum eines Haubentauchers
Eines Vormittags im Juni wurde ich zu einem Vogel gerufen, der sich nur noch „robbend“ neben einem Radweg fortbewegen konnte. Die Finderin hatte das Tier bereits am Morgen gesehen und war dann sehr überrascht, als sie es mittags an derselben Stelle neben dem Radweg wieder sah.
Von Dr. med. vet. Gabor Horvath. Sie rief die Tierrettung München an, weil sie glaubte, dass der Vogel verletzt oder sogar gelähmt zu sein schien.
Bei meiner Ankunft aktivierte der Vogel alle seine Kräfte und robbte torpedoartig ein paar Meter weiter, wo er schließlich erschöpft liegenblieb. Als wir ihn endlich eingefangen hatten, paddelte er aufgeregt mit seinen Beinchen und versuchte alles, um sich aus meinem Griff zu befreien. Ich konnte bei meiner ersten Untersuchung keine Verletzung oder Anzeichen für eine Erkrankung feststellen, bis auf eine leichte Schmerzempfindlichkeit des linken Beinchens. So gab ich ihm erst einmal ein Schmerzmittel und eine Infusion, denn er hatte ja relativ lange ohne Wasser und Futter an der Stelle gelegen und war daher leicht ausgetrocknet. Ich brachte ihn anschließend in die Vogelklinik, wo er zunächst als Wasservogel in die Quarantäne kam. Er war dort schon sehr munter, und die weiteren Untersuchungen wie Röntgenbilder blieben zum Glück ohne Befund. Der Vogel muss in der Nacht im Schein des Mondes den Radweg mit Wasser verwechselt haben und hat ihn deshalb als Landebahn genutzt. Das passiert Wasservögeln schon gelegentlich. Zum Glück blieb das ohne große Folgen, denn er holte sich anscheinend nur ein paar Prellungen. So konnte er auch bald wieder in die Freiheit entlassen werden.
Da Haubentaucher perfekt an das Wasser angepasst sind, können sie sich nur sehr schlecht gehend an Land fortbewegen. Zum Losfliegen brauchen sie eine Startbahn auf Wasser, weshalb der Notgestrandete nicht wieder wegkam.