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Notfall bei einem Hund in Pflege

Der Rüde war seit einem Tag apathisch und appetitlos und hatte einen langsamen, leicht schwankenden Gang.
Der Rüde war seit einem Tag apathisch und appetitlos und hatte einen langsamen, leicht schwankenden Gang. Foto: aktion tier-tierrettung münchen e.V.

von: Malgorzata Horvath

Rettungseinsätze –

Telefonisch sind wir von einem englischsprechenden Herrn alarmiert worden. Der Anrufer hatte den Hund seiner Freunde zur Pflege. Die Besitzer der Australischen Bulldogge namens „Franky“ waren gerade im Urlaub. Da sie vor kurzem nach München gezogen sind, hatten sie noch keinen Haustierarzt und ließen ihrem Freund deshalb für alle Fälle die Telefonnummer der Tierrettung München da. Der Hundesitter kannte den Rüden gut und passte nicht zum ersten Mal auf ihn auf. Jetzt war er besorgt, denn Frankie schien es nicht gut zu gehen.

Der Rüde war seit einem Tag apathisch und appetitlos und hatte einen langsamen, leicht schwankenden Gang. Er war sogar einmal umgefallen, und jetzt schrie er vor Schmerzen bei Berührung. Nach unserem Eintreffen in der Wohnung im zweiten Stock fanden wir den Patienten apathisch in seinem Bettchen liegend vor. Nachdem er langsam und widerwillig aufgestanden war, zeigte er zitternd eine bucklige Haltung mit aufgezogenem Rücken, eingeklemmtem Schwanz und hängendem Kopf.

Wir erfuhren, dass der Hund vor zwei Jahren eine Fremdkörperoperation in Australien hatte, seine Blutwerte waren damals normal. Er hatte jetzt unauffälligen Kot- und Urinabsatz, und Fremdkörper- sowie Giftaufnahme waren diesmal sehr unwahrscheinlich, er war ja die ganze Zeit unter Beobachtung. Er ließ sich nur sehr widerwillig in sein Maul schauen, aber sonst war die Untersuchung seines Verdauungstraktes unauffällig, sein Bauch war weich.

Wir konnten zum Glück die Patientenbesitzer telefonisch erreichen und alles zu Franky´s Krankengeschichte erfragen.

Er war zwar auch wegen chronischer Hüftgelenksarthrose in Behandlung, aber der Grund für seinen sehr schmerzhaften Zustand schien diesmal woanders zu liegen: Obwohl die Untersuchung seiner Hüfte auch unangenehm war, fing er erst bei der Untersuchung seiner Halswirbelsäule zu winseln an. Die Untersuchung seiner Vordergliedmaßen ergab neurologische Defizite. Nach Rücksprache mit den Besitzern verabreichten wir den Patienten ein Schmerzmittel und fuhren ihn für weitere Diagnostik in eine Tierklinik.

Dort stellte sich leider bei einer MRT-Untersuchung eine Diagnose mit ungünstiger Prognose heraus: Ein Hirntumor war für die Symptome verantwortlich. Eine konservative Behandlung konnte Franky jedoch zum Glück für eine Weile Linderung verschaffen, so dass ich ihn später noch einmal an der Klinik mit seinen Besitzern bei einem Kontrolltermin sehen durfte, als ich einen anderen Patienten dorthin brachte.

Ein tierärztlicher Notfallkontakt ist wichtig

Die Besitzer haben richtig gehandelt, dass sie sich vor ihrem Urlaub noch um einen tierärztlichen Notfallkontakt gekümmert haben. Vor allem, wenn man sein Haustier in Obhut von anderen gibt, ist es wichtig an eine mögliche Erkrankung oder einen Notfall zu denken und Vorkehrungen zu treffen. Nicht immer ist man selbst oder der Haustierarzt, der das Tier und seine Krankengeschichte kennt, erreichbar. Am besten überreicht man dem Betreuer ein übersichtliches DIN A4 Blatt mit den wichtigsten Angaben zusammen mit dem Impfausweis und der Notfallapotheke. Hier sollten die wichtigsten Eigenschaften und die medizinische Vorgeschichte des Tieres stichpunktartig zusammengefasst werden, evtl. mit den letzten Blutwerten, Befunden, Arztbriefen oder Entlassungsschreiben nach Klinikaufenthalten. Auch der behandelnde(r) Tierarzt oder Tierärztin oder die bevorzugte Tierklinik im Falle eines Notfalls sollte schriftlich festgehalten werden. Vor allem bei sehr alten oder chronisch kranken Tieren ist es am besten, durchgehend erreichbar zu sein. Wenn dies nicht möglich ist, sollte man für wichtige Entscheidungen (z.B. aufwendige/kostspielige Diagnostik, Frage der Euthanasie) für den Fall eines Notfalls Angaben so genau wie möglich schriftlich festhalten (ähnlich wie bei einer Patientenverfügung) oder eine Vertrauensperson bevollmächtigen.

 

Malgorzata Horvath

Telefon:
+49 89 30 77 95 22
E-Mail:
info[at]tierrettungmuenchen.de
Website:
https://www.tierrettungmuenchen.de