Mieze im Kellerloch
Wenn Katzen auf fremdem Terrain unterwegs sind, kann es schon mal passieren, dass sie sich verlaufen. Obwohl die Tiere meist einen sehr guten Orientierungssinn haben und auch wieder nach Hause finden, stürzen sie manchmal in tiefe Löcher. Einmal in einen Schacht gefallen und gefangen, haben die Katzen dann keine Chance zu entkommen.
Von Dr. Wieland Beck. Sie verhungern kläglich, wenn nicht der Mensch zu Hilfe kommt. Vor kurzem erlebte ich mit Veterinärmedizinstudent Mario Beck genau dieses Szenario. Anwohner hatten aus dem Keller ihres Hauses heftige Klagelaute vernommen. Miau, Miau … holt mich hier raus. Eine Katze war in einen tiefen Kellerfensterschacht abgestürzt. Eine besorgte Anwohnerin hatte ein Futterschälchen an einer Angelschnur herabgelassen, da man durch die Vergitterung das Tier anders leider nicht erreichen konnte. Auch der Kellerraum war an diesem Sonntag nicht zu öffnen, da sich der Hausmeister, der alleinig im Besitz des Schlüssels für diesen Waschküchenraum war, im Urlaub befand. Nun war guter Rat teuer. „Wie wollen wir denn nun das Tier bergen?“, fragte eine verzweifelte Anwohnerin. „Wir fahren hier nicht weg bevor die Katze befreit ist!“, erwiderten wir und überlegten, was zu tun sei. Mit Hilfe eines tierärztlichen Instrumentes (ein Spekulum: Instrument zur Untersuchung von tiefen, engen Körperöffnungen) gelang es mir das Kellertürschloss zu entriegeln.
Noch einmal Glück gehabt. Sogleich wurde das Fenster von innen geöffnet und das arme Tier erstversorgt. Wie es aussah, hatte die Katze dort schon einige Zeit verbracht. Da der Besitzer zunächst nicht gefunden werden konnte, wurde die Patientin zum Tierschutzverein München in die Riemer Straße gebracht. Dort warfen die beiden Helfer noch einen letzten Blick auf die Katze bevor sie in ihr vorübergehendes, gemütliches Zuhause gebracht wurde.
In diesem Zusammenhang wird wieder einmal deutlich, dass freilaufende Tiere gerade in der Großstadt manchmal in die Klemme geraten und dann auf die Hilfe des Menschen zwingend angewiesen sind. Bitte nicht wegsehen oder weghören, wenn ein Tier in Not ist!