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Eiskalt erwischt Methusalem im Schnee

Schäferhund Mix Rex mit Dackelfreundin Bella.
Schäferhund Mix Rex mit Dackelfreundin Bella. Foto: aktion tier-tierrettung münchen e.V.

von: Denis Haug
Tierarzt bei der Tierrettung München e.V.

Rettungseinsätze –

An einem eisigen, klaren Nachmittag Mitte Februar wurden wir von der sehr beunruhigten Besitzerin eines fast 17jährigen Schäferhund-Mixes alarmiert. Ihr Hund habe beim Spazierengehen plötzlich einen Schwall blutigen Durchfall abgesetzt und könne nun kaum noch gehen. Also machte ich mich bei Außentemperaturen im zweistelligen Minusbereich auf, in den Münchener Osten.

Aufgrund der grassierenden CoronaPandemie behandelt die Tierrettung München ihre Patienten derzeit grundsätzlich nur im Freien oder im Rettungswagen. So wurde ich beim Eintreffen auf der Terrasse der Besitzer zunächst von hellem, aufgeregtem Bellen empfangen.

Das war Bella, eine junge Dackeldame und beste Freundin des Patienten. Sie wirkte mindestens genauso beunruhigt wie ihre Besitzerin zuvor am Telefon und führte mich auf schnellstem Wege zu ihrem Kumpel „Rex“. Der stand immerhin schon wieder und gab auch zumindest ein einzelnes müdes Bellen von sich.

Natürlich hat Rex bereits einige Zipperlein.

Wie es unter größeren Hunden weit verbreitet ist, leidet er seit Jahren an Arthrose, geht langsamer und ist daher auch schon länger mit Schmerzmedikamenten eingestellt. Zu seinen großen Freuden gehören das Fressen und das Spielen im Schnee. Für letzteres bot der Münchener Winter 2020/21 wieder einmal beste Voraussetzungen. Leider kombiniert Rex seine Leidenschaften für Fressen und Schnee auch immer wieder gerne miteinander. Dies hatte ihm eine fiese Halsentzündung eingebracht, die vom Haustierarzt mit Antibiotika behandelt werden musste.

Vor zwei Jahren war Rex damaliger Besitzer unerwartet gestorben, so dass er im hochbetagten Alter von fast 15 Jahren noch einmal dringend ein neues Zuhause benötigte. Eine Nachbarin, die Rex mit seinem ruhigen und freundlichen Wesen schon lange kannte, ließ sich glücklicherweise nicht lange bitten und nahm ihn bei sich und ihrer Dackeldame auf, wo er sich auch rasch einlebte.

Auch jetzt ging es Rex nicht sonderlich gut. Er war dehydriert, hatte Bauchschmerzen und war sichtlich geschwächt.

Je nach Zustand des Patienten muss die Therapie hier angepasst werden. Im vorliegenden Fall konnten wir Rex mit einer weiter führenden Schmerztherapie, Rehydrierung und der Gabe von Probiotika helfen. Die Antibiose des Haustierarztes wurde fortgesetzt. Auch eine Schonkost stellt bei Durchfall immer einen wichtigen Teil der Therapie dar.

Mit diesen Maßnahmen war Rex binnen zweier Tage auch wieder ganz der Alte. Er spielte wieder mit Freundin Bella, ging gerne spazieren, und auch der Kotabsatz war schon am Folgetag wieder ganz normal. Nur beim Schneefressen ist Frauchen jetzt noch aufmerksamer als bislang.

 

Denis Haug
Tierarzt bei der Tierrettung München e.V.