Maus in der Klemme
An einem Montagnachmittag rief eine Dame bei der Tierrettung an, dass an der U-Bahn-Haltestelle Josephsplatzeine Maus in einem Gitter seit Stunden festsitzt und sich aus eigener Kraft nicht befreien kann. Nach Beendigung des laufenden Einsatzes eilte ich sofort an Ort und Stelle und habe mit der Suche nach der Maus begonnen.
Von Dr. Gabor Horvath. Da die Anruferin aus einer Öffentlichen Telefonzelle angerufen hatte, hat es eine Weile gedauert bis wir uns fanden und sie mich zu der Maus führen konnte. Ich entdeckte das kleine hilflose Wesen in einem Loch im Gitter auf dem Boden, wo aber zum Glück kein Fußgängerverkehr war. Das Mäuschen steckte fest – mit dem Kopf und einer Vordergliedmaße oberhalb des Gitters, mit dem Rest des Körpers nach unten hängend. Mit vorsichtigem Manipulieren war sie aus dieser Lage nicht zu befreien. Ich überlegte, ob ich sie schon in Narkose legen sollte, um eine leichtere und stressfreiere weitere Manipulation zu ermöglichen, als plötzlich der rettende Geistesblitz kam. Da die Öffnung des Gitters durch festsitzenden Schmutz, „versteinerte“ Kaugummis usw., an der Stelle verengt war, holte ich schnell einen kleinen scharfen Löffel, womit ich diese eklige Masse vorsichtig Stück für Stück von dem Gitter wegkratzen konnte, so dass das Loch danach um einiges größer war. Nun war es ein Kinderspiel, dem kleinen erschöpften Kameraden durch das Loch zu helfen. In der Transportbox hat die kleine Maus es später dann sogar versucht, sich mit einem kräftigen Sprung zu befreien, wonach sie allerdings noch ziemlich schwankte. Es war klar, dass sie in diesem Zustand nicht wieder freigelassen werden konnte, auch wenn sie außer der Erschöpfung körperlich unversehrt geblieben war. Mit Infusion, Körnern und Brotkrümeln gestärkt, konnte sie aber später ruhigen Gewissens wieder in die Freiheit entlassen werden.