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Kranke Katze einfach "entsorgt"

Foto: © aktion tier Tierrettung München e.V.
Rettungseinsätze –

Eine ältere Dame ist auf einen Transportkorb aus Bast aufmerksam geworden, der vor dem Eingang eines Mehrfamilienhauses abgestellt worden war und über längere Zeit keine besondere Beachtung fand. Schließlich hat sie sich mit Hilfe einer Nachbarin getraut, den Inhalt des Korbes im Hausflur zu inspizieren.

Von Dr. Gabor Horvath. Ihre Überraschung war groß, als sie darin eine lebende Katze fand. Sie alarmierte daraufhin die Tierrettung. Ich machte mich mit meiner Helferin auf den Weg. Vor Ort fangen wir einen ganz lieben, aber offensichtlich etwas überfütterten und vernachlässigten, Stubentiger. Er hatte nicht wenige zerkleinerte Kaustangenstückchen auf dem Boden seines Behälters, wahrscheinlich aus Angst, das arme Tier könnte sonst vielleicht noch verhungern. Die Augen waren mit schleimig-eitrigem Ausfluss verklebt und fast die ganze Zeit schmerzhaft zugekniffen. Die Bindehaut, rot und geschwollen, war entzündet. Der Kater hatte nur einen fühlbaren Hoden in dem Hodensack, das Tier war also offensichtlich einseitig kryptorchid (so nennt man Tiere, denen ein oder beide Hoden in der Bauchhöhle oder „unterwegs“ auf dem Weg in den Hodensack irgendwo „stecken bleiben“). Dieser Erbfehler kann sich auf die nächste Generation übertragen, weshalb verantwortungsvolle Züchter solche Tiere aus der Zucht ausschließen und meist kastrieren. Eine Operation bei einem kryptorchiden Patienten ist allerdings mit größeren Risiken und Kosten verbunden, da es meist einen Eingriff in die Bauchhöhle erforderlich macht. Bis auf diese eher schwerwiegenden, mit erheblichen Kosten behandelbaren Befunde hatte der Kater nur ein wenig Zahnstein und etwas zu viel Speck, sonst erfreute er sich guter Gesundheit. Wir haben die Augen vom Sekret, Eiter und Schmutz mit sterilem Kochsalz freigespült und gereinigt, anschließend verabreichten wir eine Antibiotikasalbe. Nach Rücksprache mit dem Tierheim wurde der Kater dorthin gebracht. Schade, dass für manche der einzige Weg, ihre Liebe und Fürsorge ihrem Haustier gegenüber auszudrücken, darin besteht, Futter (in Übermaß) bereitzustellen, während die notwendige medizinische Versorgung unterlassen wird. Wer ein Haustier aussetzt, handelt nicht nur feige und unmoralisch, er macht sich außerdem auch noch strafbar.