Kleines Tigerkätzchen ohne Chip
Die Meldung einer anonymen Anruferin an einem Nachmittag Ende Juni war unmissverständlich: Sie habe an der Welfenstraße in Haidhausen eine schwer verletzte Katze gefunden, sagte sie.
Von Lea Grünberg und Dr. med.vet. Gabor Horvath. Unser diensthabender Tierarzt Dr. Gabor Horvath machte sich sofort auf den Weg und fand das Tier in einer Ecke einer Ausfahrt, dicht an eine Wand gedrängt. Die Katze lag in ihrem eigenen Urin und war nicht in der Lage, selbst aufzustehen. Auf Anhieb erkannte unser Veterinär, dass die Verletzungen wohl nicht von einem Sturz aus einem Fenster herrühren konnten, sondern dass wohl ein Auto die Katze angefahren haben muss.
Bei der Katze wachte eine Südamerikanerin, die uns die Anruferin als Kontaktperson genannt hatte. Die Dame bot unserem Tierarzt wegen der beengten Verhältnisse in unserem kleinsten Notarztwagen „Finett“ an, das Tier in ihrer Wohnung versorgen zu können. Dr. Horvath deckte den Esstisch der Frau mit einer Einmalunterlage ab und konnte anschließend völlig ungestört mit seiner Arbeit beginnen. Als er die Katze hochhob, bemerkte er sofort einen baumelnden linken Unterschenkel und blutverschmiertes Fell. Er warf einen Blick in die Maulhöhle und entdeckte (neben den schockbedingt blassen Schleimhäuten und anderen Kreislaufparametern) einen inkorrekten Kieferschluss sowie einige frisch verlorene und abgebrochene Zähne. Es lagen also mindestens eine offene Unterschenkelfraktur und eine Kieferfraktur vor.
Unser Tierarzt legte dem grau getigerten Kätzchen einen Venenzugang, verabreichte ein Schmerzmittel sowie Kreislauf stabilisierende Medikamente zur Bekämpfung des Schocks, gab ihm Sauerstoff und brachte es schnell in die Tierklinik der LMU. Die Katze verhielt sich die ganze Zeit sehr brav und kooperativ, einige Minuten nach dem Schmerzmittel und dem Beginn der Infusionsbehandlung wirkte sie sogar wieder an ihrer Umgebung interessiert. Mittlerweile ist die Kätzin in der Tierklinik an ihrer offenen Unterschenkelfraktur operiert worden, die restlichen Verletzungen sollen in einer zweiten Sitzung behandelt werden. Nach unseren Informationen geht es der Katze den Umständen entsprechend gut. Weil sie jedoch weder einen Mikrochip noch eine Tätowierung aufweist, können wir ihre Besitzer nicht ausfindig machen.
Die Gründerin und Vizepräsidentin der Tierrettung München, die Rechtsanwältin und Stadträtin Dr. Evelyne Menges: „Dieser Fall zeigt wieder einmal, wie wichtig es ist, das eigene Haustier vom Tierarzt chippen zu lassen und dann bei TASSO zu registrieren. Das kleine Kätzchen wird vielleicht von einer Familie, von Kindern ganz schrecklich vermisst – das muss aber nicht sein: Mit Hilfe von Mikrochips, die dem Tier nicht wehtun, und der Registrierung bei TASSO können Menschen und Tiere ganz einfach wieder zueinander finden“