Katze von Hunden lebensgefährlich verletzt
Mitte Juli 2010 rief mich ein aufgeregter Anrufer an und bat mich schnell vorbeizukommen, weil eine Katze von zwei Windhunden schwer verletzt wurde. Er äußerte am Telefon Bedenken, ob die Katze überhaupt meine Ankunft überlebt. Schnell eilte ich zum Einsatzort.
Von Daniel Prengel. Dort wurde ich bereits von einer Nachbarin empfangen und der Weg zum Patienten wurde mir gewiesen. Die gesamte Nachbarschaft war versammelt. Der 17 Jahre alte Kater ist in der gesamten Gegend beliebt und als „Hofkatze“ allen bekannt. Mir bot sich ein trauriges Bild. Schwer und schnell atmend lag der Kater im Gras und konnte sich nicht bewegen. Offensichtliche Verletzungen waren nicht sichtbar, aber er war hochgradig im Schock. Ich legte ihm sofort einen Zugang in die Vene, um zwecks Schockbehandlung zu infundieren und Schmerzmittel zu verabreichen. Anschließend hob ich ihn vorsichtig in den Korb und transportierte ihn unter Sauerstoffgabe zusammen mit der Besitzerin in die Tierklinik der Universität München.
Der Kreislauf hatte sich schon etwas stabilisiert, sodass sogleich ein Röntgenbild angefertigt werden konnte. Die Wirbelsäule und die inneren Organe wurden dargestellt. Ein Emphysem (Lufteinschlüsse unter der Haut), welches nach Lungenverletzungen auftritt und Brüche der Halswirbelsäule waren erkennbar. Eindeutige Zeichen, dass die Hunde den Kater sehr stark geschüttelt haben müssen. Das Emphysem war sicherlich auch eine schwere Komplikation, schwerer wogen allerdings die massiven Verletzungen der Wirbelsäule. Der Kater wäre nach der Überwindung der Schocksituation querschnittsgelähmt gewesen.
Nach einem gründlichen Gespräch mit der Tierhalterin entschloss sich diese, den Kater einschläfern zu lassen, um ihm weiteres Leid zu ersparen. Vermutlich hatte der Kater die Flucht ergriffen, als er die fremden Hunde erblickte. Dadurch wurde ein Beutetrieb bei den Windhunden ausgelöst, der leider tödlich endete. Ein Unglück, welches nicht immer vermeidbar ist. Nur die Risikofaktoren können reduziert werden. In Hundeschulen können solche Situationen trainiert werden. Sollte Ihnen bekannt sein, dass Ihr Hund Probleme mit Katzen hat oder den Umgang mit diesen nicht gewöhnt ist, so halten Sie ihn bitte in Gebieten, die dicht mit Katzen besiedelt sind (z. B. Siedlungen, Städte, Dörfer), an der Leine. Der Jagdtrieb des Hundes kann bei Queren von Straßen nicht nur den Katzen zum Verhängnis werden.