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Glück für Katze Bailey – Selbstmedikation kann tödlich enden!

Symbolbild. Foto: Alexas_Fotos. Lizenz: Pixabay.

von: Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.

Rettungseinsätze –

Im August 2021 wurde die Tierrettung München von einer Nachbarin eines Katzensitters angerufen, weiles der Nachbarskatze sehr schlecht ginge und die Besitzer die Katze mit Ibuprofen-Kindersaft therapierthatten. Ibuprofen ist für den Menschen ein gängiges, gut verträgliches Schmerzmittel, weshalb es vielePatientenbesitzer Zuhause haben. Leider führt es bei Hunden und Katzen zu schweren Vergiftungen –ebenso wie Diclofenac und Paracetamol – weshalb diese Medikamente niemals bei unseren Haustierenangewendet werden sollten.

Kater Bailey hatte ein stark reduziertes Allgemeinbefinden, konnte sich kaum noch auf seinen Pfoten halten. Außerdem konnte eine tennisball-große Harnblase ertastet werden. Diese war vermutlich das ursprüngliche Problem von Bailey. Dem Kater ging es seit zwei Tagen schon nicht so gut, und wie sich nun herausstellte, konnte er vermutlich seit zwei Tagen nicht mehr auf das Katzenklo.

Diese Erkrankung ist bei Katzen relativ häufig und nennt sich FLUTD (Feline Lower Urinary Tract Disease = untere Harnwegserkrankung der Katzen). Hierbei können die Katzen aus verschiedenen Gründen (Harnsteine, idiopathische oder infektiöse Blasenentzündung) keinen Urin mehr absetzen. Zum einen staut sich der Harn zurück in die Nieren und schädigt diese. Zum anderen können andere Stoffe nicht mehr ausgeschieden werden. Besonders schwerwiegend ist in diesem Falle die fehlende Ausscheidung des Elektrolyts Kalium, welches sich dann in hohen Mengen im Blut ansammelt und sich negativ auf das Herz auswirkt (erniedrigte Herzfrequenz, EKG-Veränderungen). Diese können zum Tod des Tieres führen.

Es wurde ein Notfalllabor im Auto der Tierrettung München durchgeführt.

Dieses zeigte das wahre Ausmaß der Erkrankung und die lebensbedrohliche Situation des Katers – das Kalium (K+) war doppelt so hoch wie erlaubt, die Nierenwerte (KREA = Kreatinin, BUN = Harnstoff-Stickstoff) mehrfach erhöht. Es erging der sofortige Rat, den Kater in eine Tierklinik zu bringen, damit er stationär versorgt werden konnte, ein Harnkatheter gelegt werden und das lebensbedrohliche Kalium durch Flüssigkeit gesenkt werden kann.

Leider wurde uns in diesem Fall der dringend benötigte Transport des Katers in eine Tierklinik verwehrt. Auch eine weitere Therapie vor Ort war vom Besitzer nicht gewollt. Daraufhin wurde die Polizei verständigt, da es um Leben und Tod des Katers ging. Der sich im Urlaub befindende Besitzer wünschte sich daraufhin telefonisch die Euthanasie der Katze. Da dies leider auch eine Art der Leidensminimierung ist, war der Wunsch des Besitzers gerechtfertigt. Die liebe Nachbarin, welche auch als Tierschützerin arbeitete, wollte dies auf keinen Fall und bot an, Bailey zu übernehmen und ihm die lebensrettende Therapie in der Klinik zu bezahlen. Kater Bailey hatte also nochmal Glück im Unglück!

Fazit:

Bitte geben Sie Ihrem geliebten Haustier NIEMALS Medikamente OHNE Rücksprache mit Ihrem Tierarzt. Es kann schwerwiegende Folgen haben, bis hin zum TOD Ihres Vierbeiners führen! Leider konnte aufgrund der lebensbedrohlichen Situation von Bailey kein Foto von ihm gemacht werden – er war ein super lieber roter 6-jähriger Kater.

Die Gabe von Medikamenten wie Diclofenac, Ibuprofen oder Paracetamol kann zu folgenden, schwerwiegenden Problemen führen:

  • gastrointestinale Probleme: Erbrechen und Durchfall (auch blutig)
  • Nierenschädigung (bis hin zur akuten Niereninsuffizienz)
  • Neurologische Probleme: Krampfanfälle, Inkoordination

Es sollten beim Kleintier daher nur Wirkstoffe verabreicht werden, die für Hunde und Katzen zugelassen sind und NUR nach Rücksprache mit einem Tierarzt!

 

Sabrina Schneider
Tierärztin Tierrettung München e.V.