Karina/ Omi - Auf tragischen Umwegen zum Glück
Die Schäferhundmischlingshündin Karina, liebevoll Omi genannt, wurde irgendwann 1995 auf Lanzarote geboren. Dort musste sie zehn Jahre lang an der Kette verbringen ohne auch nur einmal zu erfahren, was Liebe bedeutet. Als Häufchen Elend, von Krankheiten und Misshandlungen gebeutelt, völlig abgemagert und unterbemuskelt, kam sie ins Tierheim auf Lanzarote. Am 18.06.2005 war es dann endlich soweit, Omi kam als Pflegehund nach München. Es ging ihr von Tag zu Tag besser und endlich merkte sie, was es heißt, Vertrauen zum Menschen zu haben und geliebt zu werden. Sie fing an Ball zu spielen und mit anderen Hunden zu toben. Eine Freude, auf die sie wohl ihr ganzes vergangenes Leben verzichten musste. Omi sah man ihre Freude am Leben an. Von Eva Busse
Nach der Päppelzeit wurde sie an beiden Ohren operiert, da ihre Ohren durch die vielen Misshandlungen völlig zugewuchert waren. Omi überstand die Operation sehr gut. Alles lief prima und wir freuten uns alle, als sie im September 2005 ihr langersehntes Endplätzchen, nur ein paar Häuser weiter, gefunden hatte. Doch dann musste sie am 12.09.2005 nachts um vier Uhr raus. Anfänglich befand sie sich noch an der Leine. Auf der Hundewiese wurde sie dann wie immer abgeleint, da sie nie weggelaufen war und immer die Nähe „ihres Menschen“ suchte. Doch kaum war die Leine entfernt, lief sie, wie von der Tarantel gestochen, auf und davon, die ganze Nacht lang und am darauf folgenden Tag wurde mit vereinten Kräften gesucht. Leider ohne Ergebnis. Es wurden alle Stellen, d.h. Tierheime, Polizei, Kliniken, Tierärzte, abtelefoniert – nichts. Am nächsten Tag wurde nochmals alles abtelefoniert und in der Uni-Klinik München wurde man fündig. Es wurde ein Hund, der auf Karinas Beschreibung genauestens passte, nach einem SBahn- Unfall von der Münchner Tierrettung eingeliefert. Ja, es war Karina, die schwer verletzt in die Klinik eingeliefert wurde. Ihr wurde durch den S-Bahn-Unfall das rechte Ohr teils abgerissen, im Schwanz erlitt sie einen Trümmerbruch und das Kreuzbein, Teile der Wirbelsäule, war glatt gebrochen. Wahrscheinlich war sie auf der Suche nach ihrem „Rudel“, denn dieses hat sie heiß und innig geliebt. Mehrmals wurde sie gesichtet, doch sie konnte nicht eingefangen werden. Gestoppt wurde sie erst von einer herannahenden S-Bahn, dessen S-Bahn-Fahrer noch eine Vollbremsung machte und laut hupte. Dieses konnte sie aber nicht hören und wurde somit von der S-Bahn erfasst und im hohen Bogen weggeschleudert. Es wurde sofort die Polizei und die Münchner Tierrettung verständigt um der verunfallten Hundedame zu helfen. Durch die schnelle Rettung der Tierrettung München konnte Karina diesen schweren Unfall fast ohne Folgeschäden überleben.
Es begann ein langer Leidensweg in ihrer neuen Familie. Sie verweigerte das Futter und magerte bis auf die Knochen ab. Mitte Oktober 2005 wurde Karina wieder vom Endplatz geholt, da der Seelenzustand immer schlechter wurde und sie sich vollkommen aufgegeben hatte. Sie kam erneut in ihre alte Pflegestelle und war wieder glücklich, denn sie hatte ihr „Rudel“ zurück. Ab diesem Zeitpunkt ging es ihr jeden Tag besser. Doch es kamen neben kleineren Wehwehchen noch viele Schicksalsschläge auf sie zu. Kurz nach ihrer Rückkehr musste ihr ein bösartiger Milchleistentumor entfernt werden. Im April 2006 musste sie zwei weitere Male an den Ohren operiert werden, da die Entzündungen bei der ersten OP nicht vollständig entfernt wurden. Im November 2006 wurden ihr aufgrund vieler Tumore beide Milchleisten entfernt und sie wurde kastriert. Zu guter Letzt wurde Anfang des Jahres noch eine Herzschwäche bei ihr festgestellt, die aber mit Medikamenten gut behandelt werden kann.
Trotz aller Schicksalsschläge hat sie den Kampf für ein schönes Leben nie aufgegeben.
Heute geht es ihr so gut wie nie zuvor. Sie liebt es überall dabei zu sein und im Mittelpunkt zu stehen. Sie gehört mit ihren zwölf Jahren noch lange nicht zum alten Eisen. Lange Spaziergänge und Wandern sind für sie kein Problem. Sie freut sich schon drauf, dass sie im Oktober mit der Tierrettung München nach Südtirol fahren darf. Omi wird für immer in ihrem „Rudel“ bleiben, denn da ist sie gar nicht mehr wegzudenken. Omi hat sich ihr Zuhause ausgesucht, denn ein Hund, der so viele Entscheidungen über sich ergehen lassen musste, hat es einmal auch verdient selber eine Entscheidung zu treffen.