Kamin wird Waldkauz zum Verhängnis
Rotes Gewand, weißer Bart, dicker Bauch – die Geschichte vom Weihnachtsmann, der über die Schornsteine in die Haushalte steigt, um den Kindern an Heiligabend Geschenke zu bringen, wird immer wieder gern erzählt.
Die Bewohnerin eines Reihenhauses in Solln hätte am Samstag, 19. Dezember, fast glauben können, dass nun der Weihnachtsmann sie mit allerlei Nützlichem und Unnützlichem bedenken würde. Denn sie vernahm mitten in der Nacht Geräusche aus ihrem Kaminabzug. Ihr war sofort klar, dass da etwas sein musste, was dort nicht hingehörte.
Die Frau versuchte sofort den zuständigen Schornsteinfeger zu erreichen – allerdings vergeblich. In ihrer Not informierte sie die Tierrettung. Der diensthabende Veterinär Mathias Beyer machte sich sofort auf den Weg. In der Zwischenzeit jedoch untersuchte die Hausbesitzerin selbst ihre Feuerstelle, die zum Glück nicht in Betrieb war. Sie entdeckte einen Kauz, der sich dort verfangen hatte. Als unser Veterinär eintraf, hatte sie das arme Tier bereits aus seiner misslichen Lage befreit. Es war geschwächt und unterkühlt. Die Frau unternahm das einzig Richtige: Sie wärmte den Vogel in einer Decke an ihrem Körper auf. Der Kauz wehrte sich dagegen nicht, denn sein Zustand erwies sich als eher kritisch. Es könnte gut sein, dass er sich schon länger im Rauchabzug befunden hatte. Sein Körper war über und über mit Ruß bedeckt, so sehr, dass zunächst nicht mehr zu erkennen war, um welche Kauzart es sich genau handelte.
Unser Tierarzt setzte es in den Sauerstoffkäfig, um das Tier mit Sauerstoff zu stärken, und wärmte ihn weiter ganz vorsichtig. Als der Veterinär mit dem Tier in der Dienststelle der Tierrettung in der Herzogstraße eintraf, zeigte der Vogel bereits wieder ein deutlich muntereres Verhalten und konnte sich auch wieder bewegen. Der Kauz bekam noch eine Infusion und ein Schmerzmittel und wurde die Nacht über überwacht. Bereits am nächsten Morgen wollte der Waldkauz seine Retter wieder verlassen und fliehen. Zur weiteren Abklärung brachte die Tierrettung den Kauz in die Klinik für Vögel, Reptilien und Zierfische der LMU, wo er nun weiter medizinisch versorgt wird.
Die Dame aus Solln hat dem Waldkauz ein ganz besonderes Weihnachtsgeschenk gemacht: Sie hat ihm mit ihrem Verhalten das Leben gerettet. Ganz richtig war es, das Tier zu befreien und zu wärmen. Allerdings ist es immer noch möglich, dass sich der Kauz eine Rauchvergiftung zugezogen hat – aus diesem Grund ist es wichtig, in solchen Fällen immer die Tierrettung oder einen Tierarzt zu informieren.