Wespenbussard Im Anflugtrauma
Der seltene Vogel wurde nach telefonischer Absprache in unsere Dienststelle gebracht. Bei der Allgemeinuntersuchung fiel eine rötliche Stelle am linken Auge auf. Bei der Augenuntersuchung konnte es als kleine Einblutung diagnostiziert werden.
Weitere Verletzungen waren nicht zu finden. Wir haben vermutet, dass der beeindruckende Vogel wahrscheinlich ein Anflugtrauma erlitten hatte. Wir behandelten den Greifvogel mit einem Schmerzmittel und Augentropfen und brachten ihn am nächsten Morgen in stabilem Zustand in die Vogelklinik. Die Kollegen fanden keine weiteren Verletzungen, und nach einer Woche Behandlung wurde der Greifvogel zur weiteren Pflege bis zur Auswilderung einem Falkner übergeben.
Wespenbussard, Pernis Apivorus
Der Wespenbussard, wissenschaftlich als Pernis apivorus bekannt, ist ein faszinierender Greifvogel, der in weiten Teilen Europas und Asiens beheimatet ist. Er gehört zur Familie der Habichtartigen und hat einige besondere Merkmale, die ihn von anderen Greifvögeln unterscheiden.
Optisch ist der Wespenbussard eher unscheinbar. Sein Gefieder variiert in der Farbe von bräunlich bis grau, oft mit dunklen Streifen auf der Brust und dem Bauch. Diese Tarnfärbung hilft ihm, in den Wäldern, die er bevorzugt bewohnt, unentdeckt zu bleiben. Der Wespenbussard hat einen relativ kleinen Kopf mit einem charakteristischen schwarzen Band über den Augen, das ihm ein „maskenhaftes“ Aussehen verleiht.
Sein Name deutet bereits auf eine besondere Vorliebe hin: Wespen. Der Wespenbussard hat sich darauf spezialisiert, Wespenlarven und -puppen auszugraben und zu fressen. Dabei gräbt er mit seinen kräftigen Füßen und scharfen Krallen die Nester der Wespen aus dem Boden. Ein weiteres interessantes Merkmal ist sein dicht beschuppter Kopf, der ihn vor Stichen der wehrhaften Insekten schützt.
Trotz dieser Spezialisierung ernährt sich der Wespenbussard auch von anderen Insekten, Amphibien, kleinen Säugetieren und gelegentlich auch von Früchten. Der Lebensraum des Wespenbussards erstreckt sich über eine Vielzahl von Waldtypen, von Laubwäldern bis hin zu Mischwäldern. Wichtig ist für ihn eine ausreichende Deckung sowie offene Flächen in der Nähe, wo er auf Jagd gehen kann. Besonders beeindruckend ist die jährliche Wanderung des Wespenbussards. Im Herbst zieht er in riesigen Schwärmen nach Afrika, um dort zu überwintern. Auf diesem Zug legt er Tausende von Kilometern zurück und überquert dabei sogar die Sahara-Wüste. Im Frühling kehrt er dann wieder in seine Brutgebiete zurück.
Die Brutzeit des Wespenbussards beginnt meist im Mai. Das Weibchen legt in der Regel zwei Eier, die es dann etwa 30 Tage lang ausbrütet. Die Jungen schlüpfen nacheinander und bleiben für etwa sechs Wochen im Nest, bevor sie flügge werden. Beide Elternteile beteiligen sich an der Aufzucht der Jungen und der Nahrungssuche. In Bezug auf den Schutzstatus ist der Wespenbussard derzeit nicht gefährdet, obwohl er in einigen Regionen durch Lebensraumverlust und menschliche Aktivitäten unter Druck geraten kann. Naturschutzmaßnahmen konzentrieren sich daher auf den Erhalt seiner Lebensräume und die Sicherstellung von ausreichend Nahrung.