Igel im Müll: Plastikmüll gefährdet unsere Tiere
Wir bekamen einen Anruf von einem besorgten Mann, dessen Frau beim Müllrausbringen einen lebendigen Igel in der großen Mülltonne entdeckt hatte. Der Ehemann war schon bei der Arbeit, und seine schwangere Frau kam nicht an das Tier dran. Sie hatte auch keine andere Möglichkeit der Unterstützung: Der Hausmeister war leider nicht erreichbar und die Nachbarn schon außer Haus.
Zum Glück waren wir mit unserem Einsatz fast fertig, so dass wir gleich danach hinfahren konnten. In der großen tiefen Mülltonne war der Igel nicht zu sehen, und erst nach längerem „Wühlen“ konnten wir das Tier zwischen den Plastiksäcken und allen möglichen Dingen entdecken. Den Igel mit dem Kescher raus zu fischen war nicht einfach, gelang aber schließlich nach mehreren Versuchen doch. Glücklicherweise wies das Tier keinerlei Verletzungen oder Anzeichen für eine Krankheit auf. Gerade als wir seine Untersuchung beendet hatten und ihn zwischen Sträuchern freilassen konnten, ging bei uns ein Notruf wegen eines Hundes mit Atemproblemen ein, so dass wir sofort losfahren konnten.
Wie der Igel in die Mülltonne kam ist reine Spekulation, aber es ist wahrscheinlich, dass er in einen draußen gelassenen Müllsack oder einen Behälter geklettert ist, weil er nach Futter gesucht hat. Dank der aufmerksamen Finderin ist das Müllabenteuer für den Igel glücklich ausgegangen. Aber immer wieder werden Müllsäcke und herumliegender Müll zu tödlichen Fallen für Tiere, denn diese können ohne Ausweg darin verhungern oder vor allem bei Plastik ersticken. Ein Grund mehr auf unsere Umwelt zu achten und Plastikmüll richtig zu entsorgen sowie keine offenen Behälter herumstehen zu lassen.
Plastikmüll gefährdet unsere Tiere
Die Präsidentin der tierärztlichen Notfallambulanz Tierrettung München e.V. und Stadträtin Frau Dr. Menges warnt: Auch in München bedroht die wachsende Menge an Plastikmüll unsere einheimischen Wildtiere aber auch freilaufende Haustiere wie Katzen. Herumliegende Plastiksäcke und-behälter werden immer wieder zu tödlichen Fallen. Tiere gehen in liegengelassene und offenstehende Tüten und Säcke auf ihrer Suche nach Futter, finden aber nicht immer wieder heraus oder landen mit dem Müll in Müllcontainern, aus denen es kein Entrinnen mehr gibt. Auch offen herumstehende glattwandige Behälter wie Eimer, Tonnen etc. sind häufig eine Falle ohne Ausweg. Die Gefahr des Verdurstens und Erstickens ist dabei groß. Die Tierärzte der Münchner Tierrettung haben immer wieder Einsätze zu Wild- und Fundtieren, die aufgrund von Plastikmüll verletzt sind. Tiere verfangen sich immer wieder in Plastik. z.B. Vögel, die Plastikbänder /-schnüre um ihre Beine oder sogar Flügel herumgewickelt haben, die zu Einschnürungen, Verletzungen und Behinderung oder sogar Tod führen können. Plastikteile können auch von den Tieren aufgenommen werden und als Fremdkörper im Magendarmtrakt gefährlich werden.
Frau Dr. Menges appelliert an alle, mit Plastikmüll gewissenhaft und achtsam aus Rücksicht auf unsere Tierwelt umzugehen. Unbrauchbares Plastik gehört in die Recyclingtonne. Keine Säcke und Behälter offen rumstehen lassen oder wenn sie offen sein müssen wie z.B. Regentonnen: ein Brett schräg reinstellen, damit Tiere, die hineingeraten wieder rauskommen können. Da wo es geht sollte man auf die Benutzung von Plastik am besten verzichten, z.B. auf Futterknödel für Vögel in Plastiknetzen. Wenn sie leer sind, müssen die Netze unbedingt entfernt werden. Auch Tauben-, Katzennetze oder diverse Plastikschnüre müssen fest und sicher angebracht werden, damit ein Verheddern von Tieren oder Loslösen und unkontrolliertes Gelangen in die Umwelt verhindert wird. Und was jeder von uns tun kann: auf die Plastiktüte beim Einkauf und Gegenstände aus Plastik, da wo es geht, verzichten.