Hund mit aufgetriebenem Bauch
Anfang Oktober 2010 wurde ich von der Polizei zu einem Hund gerufen, dessen Bauch „dick“ war. Er wirkte sehr schlapp auf die Beamten. Mein erster Gedanke war, dass es sich vielleicht um eine trächtige Hündin handelte. Gefunden wurde der Hund in einem Sandkasten im Münchner Norden.
Von Daniel Prengel. Vor Ort bestätigte sich meine Vermutung nicht. Ich stellte fest, dass es sich bei dem Hund um einen männlichen, recht betagten Mischling handelte. Seine Körpertemperatur lag unterhalb des Normalbereichs bei 36,4 Grad. Normalerweise sollte die Temperatur je nach Größe des Hundes zwischen 37,5 und 39 Grad liegen.
Der Bauch des Tiers war kugelrund aufgetrieben und beim Abtasten reagierte er schmatzend. Vermutlich tat ihm der Bauch weh. Schlecken und Schmatzen kann auch ein Zeichen für Übelkeit sein. Vor Ort spritzte ich dem Hund ein Mittel gegen Übelkeit und ein Schmerzmittel. Das Erscheinungsbild des Mischlingshundes deutete auf ein älteres Tier hin. Ursachen für einen aufgetriebenen Bauch bei betagteren Tieren ist oft Flüssigkeit im Bauchraum. Aber auch Magen- oder Darmaufgasungen oder massiver Wurmbefall könnten der Grund sein. Die Ursache hierfür konnte nur in einer Tierklinik abgeklärt werden.
In der Tierklinik stellte man zunächst im Röntgenbild fest, dass das Herz stark vergrößert und der Bauchraum voller Flüssigkeit war. Nach der Durchführung eines Herzultraschalls war klar, dass der Hund ein Herzproblem hat und dass dies die Ursache für die Flüssigkeitsrückstauung in den Körper war. Sofort wurde mit entwässernden Maßnahmen begonnen, um das Problem in den Griff zu bekommen. Die Prognose des Tiers war nicht gut.
Weil ich an dem Schicksal des Hundes interessiert war, fragte ich eine Woche später in der Tierklinik nochmals nach. Ich erfuhr, dass er es leider nicht geschafft hatte. Die Herzschädigung hatte schon einen Grad erreicht, der ein Weiterleben nicht ermöglichte. Wieso das Tier von der Polizei herrenlos aufgefunden wurde bleibt bis heute ein Rätsel. Die Vermutung liegt aber nahe, dass der Hund dort absichtlich zurückgelassen wurde. Er hatte kein Halsband und war nicht gechipt. Auf Grund seines Gesundheitszustandes erscheint es mehr als zweifelhaft, dass er seinem Besitzer entlaufen war.
Sollte er wirklich ausgesetzt worden sein, so handelt es sich hier um eine schändliche Tat. Gibt es doch eine Vielzahl von Tierschutzorganisationen, die sich verzweifelten Hundehaltern annehmen und ihnen bei Geldproblemen helfen, sich adäquat um ihr Tier zu kümmern.