Gefangen im Zaun
Der erste Ausflug am Boden wurde für diese junge Krähe zu einem unschönen Erlebnis. Mit den Flügeln im Zaun verhakt konnte sie weder vor noch zurück. Wie genau sie das geschafft hatte kann ich auch im Nachhinein nicht genau sagen.
Von Daniel Prengel. Augenscheinlich handelte sich um ein junges Tier, das seine ersten Flugversuche am Boden unternommen hatte. Trotz kalendarischem Frühling war es bitterkalt an dem Morgen, als der Finder mich anrief. Er schilderte die Situation so, dass sich eine Krähe im Zaun verfangen habe. Zunächst dachte ich, die Situation sei leicht zu lösen, indem der Anrufer die Krähe einfach vorsichtig aus dem Zaun befreie. Er versicherte mir aber, dass sie so im Zaun fest hänge, dass ein Befreiungsversuch durch ihn nicht möglich wäre. Vor Ort angekommen, konnte ich diese Aussage nur bestätigen. Mit beiden Flügeln hatte das Tier sich durch die Maschen des Zauns geschlängelt und hing auf Höhe der Schultergelenke so fest, dass es sich aus dieser Lage aus eigener Kraft nie befreien hätte können. Ich versuchte nun, die Flügel vorsichtig heraus zu ziehen, aber die Krähe war so wehrhaft, dass ich Sorge um die körperliche Unversehrtheit des Tieres hatte. Ich entschloss mich zu einer Sedierung. Nach kurzer Zeit konnte ich mit einigem Geschick die Flügel aus dem Zaun befreien. Im Käfig sitzend wurde die Krähe auch schon langsam wieder wach. Gott sei Dank stellte ich anschließend nur leichte Abschürfungen fest, und so konnte ich das Tier nach der Verabreichung eines entzündungshemmenden Schmerzmittels in die Vogelklinik transportieren.