Epilepsie bei Hunden
Sie waren gerade auf der Durchreise von Italien nach Baden-Württemberg: Die beiden Hundebesitzer, die vor kurzem die Tierrettung München alarmierten. Sie hatten auf einem Rasthof in Vaterstetten eine Pause eingelegt, als der Körper ihrer Dogge krampfhaft zu zucken begann.
Von lea Grünberg und Daniel Prengel. Das Tier verlor vollkommen die Kontrolle! Die Diagnose des diensthabenden Tierarztes Daniel Prengel war eindeutig: Status epilepticus. Das heißt: Das Tier hatte einen epileptischen Anfall erlitten. Was sich für Laien wie ein Ausnahmefall anhört, kommt allerdings häufiger vor als man denkt. Doch meist sind Hundebesitzer in so einem Notfall völlig überfordert.
Die aktion tier-tierrettung münchen will daher die wichtigsten Fragen zu diesem Thema beantworten und Ratschläge geben, wie sich Hundebesitzer am besten im Falle eines epileptischen Anfalls verhalten sollen.
Wie oft kommt Epilepsie bei Hunden eigentlich vor?
Verlässliche Zahlen hierzu sind schwer zu finden. Bei den wirklichen Notfällen, zu denen die Tierrettung München gerufen wird, handelt es sich bei etwa fünf Prozent um klassische epileptische Anfälle. Epilepsie ist damit keineswegs eine seltene Erkrankung beim Hund. Zudem neigen bestimmte Rassen genetisch bedingt verstärkt dazu (man spricht in diesem Fall von einer sogenannten rassebedingten Disposition) – vor allem beispielsweise Schäferhunde, Setter, Pudel und auch Cocker, bei denen Anfälle häufig sogar in Serien auftreten. Bei Katzen kommt die klassische primäre Epilepsie eher selten vor.
Ist die Ursache für diese Form der Epilepsie bekannt?
In diesem Fall handelt es sich um eine sogenannte idiopathische bzw. primäre Epilepsie, deren Ursache in funktionellen Störungen im Gehirn liegt. Diese Form tritt meistens erstmals im Alter von einigen Monaten bis 3 Jahre auf.
Wie sehen solche Anfälle beim Tier aus?
Beim klassischen Anfall kommt es zu krampfartigen Zuckungen der Beine und des Körpers, teilweise auch zu Rudern der Beine. Die Tiere setzen Kot und Urin ab und können vermehrt speicheln. Meistens liegen die Tiere auf der Seite, weil ihnen sämtliche Kontrolle über ihren Körper fehlt. Es gibt aber auch die fokalen Anfälle, die zum Beispiel nur in leichtem Zucken von Gliedmaßen, Ohren und Augenlidern bestehen.
Wie kann der Besitzer erkennen, ob sein Tier dazu neigt?
Zum einen kann er sich informieren, ob die Rasse seines Hundes besonders anfällig dafür ist oder ob in der Zuchtlinie des Tieres entsprechende Probleme aufgetreten sind. Zum anderen können bestimmte Verhaltensauffälligkeiten auf einen bevorstehenden Anfall hindeuten. Dazu zählen zum Beispiel Verstecken, Unruhe oder das Suchen nach Aufmerksamkeit. Einen Test auf Epilepsie gibt es nicht. Die Diagnose Epilepsie wird im Ausschlussverfahren gestellt. Mit klinischen Untersuchungen werden also lediglich andere Ursachen für das Auftreten dieser Symptome ausgeschlossen.
Wie soll sich der Hundebesitzer im Falle eines epileptischen Anfalls bei seinem Liebling verhalten?
Die Besitzer sollten bitte nicht versuchen, das Tier festzuhalten. Alle Stressfaktoren der Umgebung (z. B. Lärm, Licht etc.) sollten so weit wie möglich abgestellt werden. Das heißt, man könnte die Augen des Tieres mit einem lichtdurchlässigen Tuch bedecken und beruhigend auf das Tier einreden. Sollte der Anfall nach einigen Minuten nicht vorüber gehen oder das Tier gar eine ganze Serie von Anfällen erleiden, muss sofort ein Tierarzt konsultiert werden.
Gibt es noch andere Formen als die klassische, primäre Epilepsie?
Abzugrenzen von der eigentlichen Epilepsie, die durch funktionelle Störungen oder Missbildungen im Gehirn hervorgerufen wird, sind Anfälle, die durch andere schwere Grunderkrankungen ausgelöst werden. Zum Beispiel auch Vergiftungen und Infektionen können unter Umständen zu derartigen Anfällen führen.
Kann Epilepsie bei Hunden behandelt werden?
Ja, allerdings ist ein therapeutischer Erfolg nur mit einer medikamentösen Langzeittherapie zu erzielen. Diese sogenannten Antiepileptika heilen aber nicht, vermögen jedoch das Auftreten von epileptischen Anfällen zu verhindern bzw. ihre Häufigkeit, Schwere und Dauer zu mindern. Wann genau mit einer solchen Therapie begonnen wird, hängt von der Frequenz und Intensität der Anfälle ab. Treten sie zum Beispiel nur sehr selten auf, kann womöglich ganz auf eine Therapie verzichtet werden. Wenn sie sich allerdings häufen, heftiger werden und in Serien auftreten, muss mit der Therapie rasch begonnen – und dann auch konsequent weiterbehandelt werden. Betroffene Hundebesitzer sollten bei diesem Krankheitsbild aber ihren Tierarzt konsultieren und sich dort beraten lassen.