Augenverletzung Entkräfteter Waldkauz
Mitte April wurde uns ein entkräfteter Waldkauz nach vorheriger telefonischer Absprache um 23 Uhr in die Dienststelle gebracht. Der schöne Vogel hatte flugunfähig am Boden gesessen und kniff sein rechtes Auge immer wieder zu.
Bei der Augenuntersuchung war das rechte Auge zugekniffen und leicht eingesunken, und wir konnten eine Hornhautverletzung und eine Einblutung in die vordere Augenkammer feststellen. Ansonsten wies der imposante Nachtvogel auch einen reduzierten Ernährungszustand auf. Weitere Verletzungen konnten wir bei der Untersuchung nicht feststellen. Der Patient bekam von uns ein Schmerzmittel gespritzt und wurde mit einer Infusion versorgt. Außerdem bekam er Augentropfen in das verletzte Auge. Bei der Folgeuntersuchung am nächsten Morgen war er schon munterer. Das Auge kniff er auch nicht mehr so stark zu. Er wurde danach wie alle unsere Vogelpatienten in die Vogelklinik nach Oberschleißheim gebracht.
Dort wurden weitere Augenuntersuchungen durchgeführt. Der Augenhintergrund war zum Glück nicht verletzt. Das Auge musste bis zur Resorption des Blutes aus der Augenkammer und dem Ausheilen des Hornhautdefekts mit Augensalbe behandelt werden. Außerdem wurden bei dem Waldkauz zahlreiche Parasiten im Kot nachgewiesen, so dass er entwurmt werden musste.
Steckbrief Waldkauz
Wissenschaftlicher Name: Strix aluco
Familie: Eulen (Strigidae)
Aussehen: Der Waldkauz ist eine mittelgroße Eule mit einer Körperlänge von etwa 37-43 cm und einer Flügelspannweite von 81-96 cm. Sein Gefieder ist variabel, meist braun bis graubraun mit dunklen Streifen und Flecken, die ihm eine ausgezeichnete Tarnung im Wald verleihen. Charakteristisch ist sein großer, runder Kopf mit dunklen Augen und hellem Gesichtsfeld, das von einem auffälligen Gesichtsschleier umrahmt wird.
Lebensraum: Waldkäuze bevorzugen dichte Wälder, kommen aber auch in Parks, Gärten und baumreichen Stadtgebieten vor. Sie sind in weiten Teilen Europas und Asiens verbreitet.
Verhalten: Waldkäuze sind nachtaktiv und verbringen den Tag versteckt in Baumhöhlen oder dichtem Blattwerk. Nachts jagen sie vorwiegend kleine Säugetiere, Vögel, Amphibien und Insekten. Ihr Ruf, ein weittragendes „Huuu-hu-huhuhuu“, ist besonders in der Paarungszeit häufig zu hören.
Fortpflanzung: Die Brutzeit beginnt im späten Winter oder frühen Frühling. Das Weibchen legt 2-5 Eier in eine Baumhöhle oder einen alten Spechthöhle, die es dann etwa 28-30 Tage lang ausbrütet. Die Küken schlüpfen nacheinander und werden etwa sechs Wochen lang von beiden Eltern gefüttert, bevor sie flügge werden.
Ernährung: Waldkäuze ernähren sich hauptsächlich von kleinen Säugetieren wie Mäusen und Ratten, aber auch von kleinen Vögeln, Insekten und anderen Wirbellosen. Sie sind geduldige Jäger und nutzen ihr scharfes Gehör, um Beute im Dunkeln zu orten.
Besonderheiten: Der Waldkauz hat ein ausgezeichnetes Gehör und eine ausgeprägte Fähigkeit, im Dunkeln zu sehen, was ihm einen Vorteil bei der nächtlichen Jagd verschafft. Zudem ist er für seinen charakteristischen, melancholischen Ruf bekannt, der oft als „klassischer Eulenschrei“ wahrgenommen wird.
Schutzstatus: Der Waldkauz gilt als nicht gefährdet und ist in vielen Regionen stabil verbreitet. Dennoch kann er durch den Verlust von Lebensräumen und geeigneten Brutplätzen unter Druck geraten. Maßnahmen zum Erhalt von Alt- und Totholz in Wäldern sowie das Anbringen von Nistkästen tragen zum Schutz dieser Art bei.