Notruftelefon: 01805 TIERRE 01805 84 3773* * 0,14 Euro/Min aus dem dt. Festnetz, max. 0,42 Euro/Min aus dem Mobilfunknetz

Ein ungewöhnlicher Patient

Moschusschildkröte
Diese Moschusschildkröte wurde an einem kalten und trüben Herbsttag von ihrem Besitzer ausgesetzt.

von: Von Malgorzata Horvath und Lea Grünberg

Rettungseinsätze –

Diese Moschusschildkröte wurde an einem kalten und trüben Herbsttag von ihrem Besitzer ausgesetzt. Eine Tierärztin aus Schwabing fand das exotische Tier am 19. Oktober in einer Kiste vor dem Eingang ihrer Praxis und brachte es nach telefonischer Absprache mit dem geschäftsführenden Tierarzt der Tierrettung Patrick Wagmeister zu unserer Dienststelle, wo er den Findling zusammen mit unserer neuen Kollegin Elli Mauser untersuchte.

Moschusschildkröten haben normalerweise, wie es der Name schon sagt, einen moschusartigen Geruch. Dieser war aber bei unserem Patienten von einem starken Schlamm- und Algengeruch überdeckt. Das ließ auf eine Haltung in zu schmutzigem Wasser schließen. Die aus Nordamerika stammenden Wasserschildkröten lieben zwar Schlamm und trübe Gewässer, im begrenzten Raum eines Terrariums ist aber eine angemessene Wasserqualität wichtig, um Krankheiten zu vermeiden. Glücklicherweise schien das Fundtier gesund zu sein. Die Veterinäre riefen bei der Reptilienauffangstation an, wo ihnen gesagt wurde, dass wir den Findling am nächsten Tag hinbringen könnten.

Nach der Erstuntersuchung wurde das Reptil fachgerecht (langsam) aufgewärmt und dann in ein Becken mit Wasser gesetzt und gefüttert. Dazu gingen unsere beiden Kollegen im Regen auf Schneckenjagd! Die provisorische Unterbringung schien den Gast nicht zu stören. Als wechselwarmes Tier wurde die Wasserschildkröte in der warmen Umgebungstemperatur richtig aktiv und neugierig.

Am nächsten Tag brachte ich unseren ungewöhnlichen Patienten in die Reptilienauffangstation. Der Transport war eine Herausforderung der ganz besonderen Art, da der starke Geruch des Schlammliebhabers das ganze Auto durchdrang. So war ich sehr froh, nach der zum Glück kurzen Fahrt, die Odyssee des besonderen Findlings endlich beenden zu können…

Ein Happy End: von Spezialisten mit Interesse und Fachwissen aufgenommen zu werden. Für viele ausgesetzte Tiere sieht das Ende ganz anders aus. Was viele nicht wissen: Das Aussetzen von Tieren ist nicht nur eine verantwortungslose und herzlose Handlung, sondern tatsächlich eine Straftat, die polizeilich verfolgt wird.

Geraten Tierhalter in Not und können für ihr Tier nicht mehr sorgen, dann sollten sie nicht zögern, mit Hilfe von Fachleuten wie Haustierarzt, Tierheim, Züchter, Tierrettung oder der Reptilienauffangstation nach einer Lösung zu suchen und notfalls das Tier in kompetente Hände abzugeben, damit es nicht zu Schaden kommt und von Anfang an fachgerecht versorgt werden kann. Die Anschaffung eines Tieres sollte immer gewissenhaft überlegt werden. Man sollte sich immer genau über die Besonderheiten eines Tieres, die Haltung und die Kosten informieren und nur nach gründlichem Abwägen und Absprechen entscheiden. Sie ist auf keinen Fall als spontanes Geschenk geeignet.