Ein Eichhörnchenbaby in der Schule
Vor einiger Zeit erreichte uns der Notfallanruf einer Lehrerin einer Münchener Grundschule. Auf dem Pausenhof sei ein kleines Eichhörnchen von Schülern aufgefunden worden.
Es sei sehr schwach und hätte eine blutende Verletzung am Mäulchen. Gleichzeitig würde es von Krähen bedroht. Das Tierchen wurde von der Lehrerin in einen Behälter gelegt und ins Sekretariat gebracht, wo es auf uns wartete.
Als wir ankamen, wurde uns der kleine Patient von der Schulleiterin zum Auto gebracht. Das Jungtier hatte noch geschlossene Augen und kurzes Fell. Es muss aus dem Nest gefallen oder sogar von Krähen daraus geworfen worden sein und hat sich wahrscheinlich dabei verletzt. Es hatte eine Schnittwunde an der Oberlippe, war geschwächt und leicht dehydriert (ausgetrocknet). Während der Untersuchung des Eichhörnchenbabys erfuhr ich, dass wir noch einen weiteren potentiellen Patienten hätten. Ein Singvogel wäre kurz zuvor gegen die Scheibe geflogen und saß in der Nähe des Eingangs. So bekam zunächst das Eichkätzchen eine Infusion, und während die nette Schulleiterin losging, um die Wärmflasche für ihren kleinen Findling mit heißem Wasser aufzufüllen, widmete ich mich unserem zweiten Patienten.
Das Buchfinkweibchen saß auf dem Fahrradständer und beobachtete misstrauisch meine Annäherungsversuche. Bei der ersten Bewegung des Keschers entwischte es flink und flog direkt auf den nächstgelegenen Baum. Es hatte sich eindeutig von seinem Anflugtrauma erholt. Die Leiterin der Schule brachte nicht nur die aufgefüllte Wärmflasche für den kleinen Patienten mit, sondern auch noch einen fertig ausgefüllten Mitgliedschaftsantrag, denn sie kannte unseren Verein und nutzte die Gelegenheit, unsere Arbeit endlich mit einer Mitgliedschaft zu unterstützen – vielen Dank! Das Eichhörnchen wirkte nach kurzer Zeit munterer, schleckte sogar ein paar Tropfen von der angebotenen süßen Glukoselösung von der Spritze und kringelte sich dankbar im Handtuch auf der neuen Wärmequelle ein. Den kleinen schlafenden Patienten fuhren wir zur weiteren Versorgung zu der Eichhörnchenhilfe zum späteren Auswildern!