Notruf aus der Grundschule Der kleine Rabe
Der Notruf kam von einem Hausmeister einer Münchener Grundschule. Er berichtete, dass erwachsene Raben ein Rabenjunges angegriffen haben. Der Jungvogel war zwar munter und wurde von den Eltern verteidigt, aber der Mann hatte Sorge, dass es nicht mehr lange gut gehen würde.
Da man gesunde und nicht verwaiste Jungtiere in der Natur lassen sollte, empfahlen wir dem Hausmeister der Grundschule den Ästling erstmal weit weg und geschützt, aber in Hörweite der Eltern zu setzen. Bei den Vögeln handele es sich sicher um Krähen und nicht Raben. Beide gehören zwar zu den sehr intelligenten Rabenvögeln, aber Raben sind sehr viel größer und leben nicht in München.
Da Kräheneltern eine Rettungsaktion als Bedrohung missverstehen und ihr Kind mit Anflügen verteidigen könnten, empfiehlt es sich bei solchen Umsetzaktionen mit etwas in der Luft „rumzufuchteln“ wie zum Beispiel einer Zeitung oder einem Schirm. Meistens sind die Eltern zwar sehr laut, bleiben aber in der Nähe und fliegen zu ihrem Nachwuchs und versorgen ihn, sobald sich die Menschen entfernt haben.
Der Hausmeister hatte keine Probleme, den Kleinen einzufangen. Er entdeckte dabei, dass dieser bereits verletzt war, setzte ihn in einen Karton mit Luftlöchern und rief uns nochmal an. Tatsächlich stellten wir bei der Untersuchung eine Verletzung innen und außen am Unterschnabel, mit einer Schwellung in der Schnabelhöhle, sowie leichte Abschürfungen am Rücken fest. Nach der Erstbehandlung und Fütterung des frechen Patienten brachten wir ihn in die Vogelklinik, wo er sehr bald zum Päppeln ins Tierheim überwiesen wurde.
Ein Kommentar von Alexandra Pfitzmann Rabe oder Krähe?
Raben und Krähen gehören bei zur Gattung Corvus in der Familie der Rabenvögel – insofern geht es im Prinzip um dasselbe Tier. Man spricht in der Regel bei den größeren Arten von Raben und bei den kleineren von Krähen.
- Der größte Rabenvogel ist der Kolkrabe, der eine stattliche Größe von 55-65 cm erreichen und eine Flügelspannweite von bis zu 130 cm haben kann.
- Die Aaskrähe hat mit der Nebelkrähe und der Rabenkrähe zwei Unterarten. Die Nebelkrähe erkennt man an ihrem grauen Gefieder, während die Rabenkrähe komplett schwarz ist.
- Die Saatkrähe hat auch ein rein schwarzes Gefieder und einen ganz spitzen Schnabel, der grauweiß eingefärbt ist. Am besten erkennt man die Saatkrähe am auffällig abgerundeten Schwanz.
- Dohlen bilden eine Untergattung der Raben und Krähen und sind mit ca. 35 cm sehr viel kleiner. Ihr besonderes Merkmal sind die hellgrauen Augen, und auch ihr Körper ist gräulich gefärbt.
Intelligente Vögel
Rabenvögel sind äußerst intelligent und in der Lage, Werkzeuge zu benutzen, um an Nahrung zu kommen. Innerhalb mehrerer wissenschaftlicher Experimente zeigten die schlauen Vögel ihre Geschicklichkeit zum Beispiel darin, dass sie kleinere Steine in ein Glas mit Wasser warfen, um den Wasserspiegel im Glas ansteigen zu lassen, damit sie an einen darin schwimmenden Korken gelangen konnten, auf dem Futter platziert war. Forscher haben herausgefunden, dass diese Form der Geschicklichkeit etwa der von 5-7jährigen Kindern entspricht.
Rabenvögel sind monogam und bleiben ihrem Partner ein Leben lang treu. Der irreführende Begriff „Rabeneltern“ ist dadurch entstanden, dass Jungtiere, die aus dem Nest fallen, scheinbar elternlos und alleine auf dem Boden herumhüpfen.