Demente Hündin stürzt in Baugrube
Das Thema Demenz ist beim Menschen längst bekannt. Aber auch Hunde können daran erkranken. Mit oft fatalen Folgen, wie einer der jüngsten Einsätze unserer Tierärzte zeigt. Am Dienstag, 7. April, gegen 13.00, meldete sich die Polizei auf dem Notruftelefon der Tierrettung. Die Beamten hatten einen Hund an einer Baustelle in der Leopoldstraße gefunden.
Von Lea Grünberg. Als unsere diensthabende Veterinäre, Dr. Sylvia Haghayegh und Dr. Hannes Wendt, am Einsatzort eintrafen, war die Hündin, eine Spanielmischung, bereits aus einer kleinen Baugrube befreit, in die sie offenbar gefallen war. Nach Angaben einer Polizistin von der Hundestaffel hatte sich der Hund unter einem Leichtbetonbaustein eingeklemmt. Seine Befreiung war der Beamtin zufolge kein Problem gewesen, allerdings zeigte sich die Hündin weder geh- noch stehfähig. Sie zitterte und wirkte verwirrt. An ihrem ganzen Körper entdeckte die Tierärztin Schürfwunden, die sich das Tier vermutlich beim Versuch, sich selbst zu befreien, zugezogen hatte. Zwar hatte sie eine normale Körpertemperatur, hatte jedoch vor allem im Beckenbereich Schmerzen. Selbst mit Hilfe schaffte sie es nicht, selbst zu stehen. Zudem war sie etwas dehydriert, nahm das von der Polizei angebotene Wasser dennoch nicht an. Daher legten unsere Tierärzte der Hündin einen Venenkatheter für eine Infusion und verabreichten ihr ein Schmerzmittel.
Die Hündin war gechippt, aber nicht in Deutschland, sondern in Spanien registriert. Allerdings hatten sich die Besitzer bereits ans Tierheim gewandt und sie dort als vermisst gemeldet. Offenbar war die an Demenz erkrankte „Fernanda“, wie sie heißt, bereits am Freitag zuvor bei einer Gassirunde entlaufen. Da über Ostern niemand auf der Baustelle arbeitete, liegt der Schluss nahe, dass die Hündin bereits seit Freitag in besagter Baugrube lag. Die Tierärzte brachten die verwirrte Hündin zur weiteren Versorgung in die chirurgische Kleintierklinik der LMU. Dort sollen sich auch die Besitzer gemeldet haben.
Dysfunktionssyndrom beim Hund
Das sogenannte kognitive Dysfunktionssyndrom beim Hund zeigt einen ähnlichen Verlauf wie die menschliche Alzheimer-Erkrankung. Aus diesem Grund wird sie landläufig auch „Hunde-Alzheimer“ genannt. Dabei kommt es, wie beim Menschen, aus bislang ungeklärten Gründen zu irreversiblen, degenerativen Veränderungen wie Ablagerungen von Lipofuszin oder β-Amyloid-Plaques im Gehirn. Es könnte sein, dass vor allem eine mangelnde geistige Aktivität zu einem früheren Auftreten beziehungsweise zu einem schnelleren Fortschreiten der Erkrankung führt. Zu den häufigsten Symptomen zählen Desorientiertheit, veränderte Interaktionen mit bekannten Personen oder Tieren, ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus, Stubenunreinheit und verändertes Allgemeinverhalten. Allerdings ist, wie beim Menschen auch, die Ausprägung der Krankheit individuell sehr verschieden.
Die Vizepräsidentin und Gründerin der Tierrettung, die CSU-Stadträtin und Rechtsanwältin, Dr. Evelyne Menges: „Bitte lassen Sie ihr Tier in einer solchen Situation nicht allein. Wie Menschen auch, brauchen Hunde, weisen sie das kognitive Dysfunktionssyndrom auf, die besondere Zuwendung ihrer Bezugspersonen. Lassen Sie sich diesbezüglich unbedingt von Ihrem Tierarzt beraten“.