Chihuahua mit Schädelhirntrauma Notfall am Bonner Platz
An einem Vormittag im Januar bekamen wir einen Anruf einer aufgeregten Passantin. Ein Hund hatte an der Straße einen Anfall erlitten. Die Anruferin rief im Auftrag der spanisch sprechenden Besitzerin an, die sich gerade um ihren Hund kümmerte, und konnte dank ihrer Sprachkenntnisse helfen. Wir fuhren sofort los und waren zehn Minuten später am Einsatzort.
Während wir den benommenen Patienten aus den Armen der Besitzerin übernahmen, um im Einsatzfahrzeug eine Notfalluntersuchung und -behandlung durchzuführen, wurde uns geschildert, dass der Chihuahua von einem großen Hund angesprungen und angebellt worden war, weshalb er von der Besitzerin reflexartig beschützend an der Leine weggezogen wurde. Dabei ist der kleine Rüde durch den Schwung leider gegen eine Hauswand geschlagen worden, woraufhin er ganz starr wurde und vorübergehend eine bläuliche Zunge bekam. Es war nicht klar, ob er vorher zusätzlich von dem großen Hund runtergedrückt oder nur erschrocken wurde. Dessen Besitzerin blieb vor Ort und tauschte ihre Daten mit dem Frauchen des Unfallopfers aus.
Der kleine Patient war bei der Notfalluntersuchung nicht aufnahme- und nicht stehfähig. Er zeigte deutlich neurologische Symptome, hatte einen erhöhten Muskeltonus, die Vorderbeine waren durchgestreckt und ohne Stellreflexe an den Pfoten, die Kopfhaltung starr, und er befand sich im Schock. Die Schleimhäute waren zum Glück wieder rosafarben. Das Pulsoximeter, das wir an die Zunge anschlossen, maß eine ausreichende Sauerstoffsättigung im Blut. Wir legten sofort einen Venenzugang, entnahmen Blut für eine Untersuchung in der Klinik und versorgten den Patienten mit einem entzündungshemmenden Schmerzmittel und einer speziell für Hirntraumen geeigneten Infusion, die wir für den Zweck vor Ort so mischten, dass durch ihre Konzentration Schwellungen und Druck im Gehirn reduziert werden konnten und setzten ihn in die Sauerstoffbox.
Bei einer genaueren Untersuchung waren keine Brüche tastbar oder Wunden sichtbar. Das Beugen und Strecken des Halses war ohne Schmerzen auszulösen möglich, bis auf das Beugen nach links, das mit einem leichten Aufjaulen verbunden war. Der Zustand des Patienten besserte sich bereits leicht während unserer Behandlung im Notfallwagen. Die Verkrampfung ließ nach, und der Chihuahua Rüde konnte mit Unterstützung sitzen. Er hatte jedoch weiterhin keine Reflexe in den Pfoten. Wir brachten ihn in der Sauerstoffbox und mit Dauertropfinfusion mit der Besitzerin in die nächste Kleintierklinik. Bei der Übergabe konnte unser Patient schon aufmerksamer und bewusster schauen, unsere Bewegungen mit dem Kopf verfolgen und selbstständig sitzen. Als wir uns nach einiger Zeit nach ihm erkundigten, erfuhren wir, dass sich unsere Verdachtsdiagnose bestätigt hatte. Bei Untersuchungen mit bildgebenden Verfahren wurden zum Glück keine Verletzungen entdeckt, der tapfere Chihuahua wurde stationär wegen des Schädelhirntraumas weiterbehandelt und konnte bereits zwei Tage später entlassen werden.