Bruchlandung in der Stadt
Wildtiere haben in der Stadt oft das Problem, dass sie keinen geeigneten Lebensraum finden. Manchmal kann ein vermeintlich idyllischer Platz aber auch zum Problem werden. So geschehen bei einem meiner Einsätze Anfang März 2011.
Von Daniel Prengel. Ein Mitarbeiter einer großen Firma rief mich an, weil eine Ente mit Kopfschiefhaltung und Schwimmkreisbewegungen im künstlich angelegten, hauseigenen Teich schwamm. Vor Ort stellte sich die Situation folgendermaßen dar: Die Firma hatte einen schön begrünten Garten mit Teich angelegt. Dieser war von einer rundum durchgehend geschlossenen Glasfront umgeben und nach oben offen.
In diesem Teich schwamm die Ente wie oben beschrieben ihre Bahnen. Ich bat den Mitarbeiter, mir die Ente einzufangen. Mit Gummistiefeln „bewaffnet“ stieg er in den Teich. Die Ente war zwar gehandicapt, konnte aber noch schnell schwimmen und so vor ihm fliehen.
Plötzlich startete die Ente durch und flog gegen eine der Glasscheiben. Ich befürchtete schon das Schlimmste, weil sie wie ein Stein in die Grünfläche fiel. Als ich sie aufnahm, zeigte sich aber im Vergleich zum Zeitpunkt meines Eintreffens keine wesentliche Veränderung. Sie hielt den Kopf schief und kippte beim Laufen um.
Unter Berücksichtigung der Örtlichkeit und Symptome stellte ich die Verdachtsdiagnose Schädelhirntrauma. Ich spritzte der Ente etwas Abschwellendes und verabreichte ihr eine Kochsalzinfusion, versetzt mit Mineralstoffen und Zucker. Nach erfolgreicher Erstversorgung transportierte ich sie in die Vogelklinik, wo sie stationär aufgenommen wurde. Dieser Fall zeigt uns, dass man bei aller gestalterischen Freiheit überlegen sollte, welche Folgen dies für die in der Natur lebenden Tiere haben kann. Große Glasfronten haben sicherlich den Vorteil heller Räume, bedeuten aber oft für ganze Vogelschwärme den Tod. Aufgeklebte Vögel helfen da meistens wenig.