Blackys trauriges Schicksal
Als der Gerichtsvollzieher mithilfe einer Entrümpelungsfirma eine Wohnung in Aubing räumen ließ, fand er eine völlig vermüllte Wohnung vor. Von der ehemaligen Mieterin keine Spur. Nachdem er die Badezimmertür öffnete und zwischen den Abfallbergen ein Häufchen Elend von Hund vorfand, war er zutiefst erschrocken.
Von Dr. Sylvia Haghayegh und Judith Brettmeister. Sofort rief der Beamte die aktion tier– tierrettung münchen e.V. an, denn der Hund bedurfte einer schnellen medizinischen Behandlung. Anschließend nahm er den halbverhungerten und -verdursteten Hund und trug ihn nach draußen. Zwar kehrten mit den ersten Atemzügen an der frischen Luft die Lebensgeister des Hundes langsam zurück, jedoch war er zu schwach um alleine zu stehen.
Die Tierärztin, Dr. Silvia Haghayegh, war schnell vor Ort. Sie fand einen hochgradig abgemagerten Mischlingsrüden vor, dessen Schleimhäute bereits eine gelbe Verfärbung aufwiesen, was auf eine Leberveränderung durch starkes Hungern hinweisen kann. Um sich ein Bild davon zu machen, wie der Hund die letzten Tage oder gar Wochen verbracht hatte, betrat sie die Wohnung, die einer Müllhalde glich. Als der Gerichtsvollzieher ihr das Bad zeigte und auch erzählte, dass sowohl die Badezimmertür als auch das Fenster geschlossen gewesen seien, lief ihr ein kalter Schauer über den Rücken. Das kleine Badezimmer war voll dreckiger Wäsche und Abfallberge. Zwischen den verschmutzten Wäscheteilen standen ein leerer Futter- und Wassernapf, selbst in der Toilettenschüssel war kein Tropfen Nass mehr zu finden. Auch waren keine Exkremente des Hundes zu sehen. Die Tierärztin packte das nackte Entsetzen, denn sie vermutete, dass der vor Hunger völlig verstörte Vierbeiner seinen eigenen Kot gefressen und das Wasser aus der Toilettenschüssel bis auf den letzten Tropfen getrunken haben musste. Der Türstock des Badezimmers war komplett zerkratzt, der Hund muss tagelang versucht haben aus dem Badezimmer zu flüchten. Was muss der kleine Kerl durchgemacht haben?
Wahrscheinlich hatte die Tierhalterin auch deshalb das Fenster geschlossen, damit niemand das verzweifelte Jaulen des Tieres hören konnte. Die Nachbarn bestätigten die Befürchtungen der Tierärztin. Die Mieterin war seit Wochen nicht mehr vor Ort. Zudem hatten sie seit geraumer Zeit Blacky nicht mehr gesehen und dachten die Messie hätte ihn aufgrund des Tierhalteverbotes in den Mietswohnungen weggegeben. Der Hund wurde nicht nur wie ein Stück Dreck in der Wohnung zurückgelassen, sondern wahrscheinlich auch seit Jahren nicht mehr Gassi geführt.
Nach der Erstuntersuchung durch die Veterinärin erhielt Blacky als Notfallbehandlung eine Infusion. Danach wurde der schwer traumatisierte Vierbeiner in die Tierklinik nach Oberhaching gebracht und wurde dort gründlich untersucht und stationär behandelt. Nach ein paar Tagen, nachdem er einigermaßen wieder zu Kräften gekommen war, brachte man ihn in das Münchner Tierheim.
Von der Hundehalterin fehlt nach wie vor jede Spur. Dr. Sylvia Haghayegh packt noch immer die Wut, wenn sie an das Schicksal von Blacky denkt: „In welch schlimmen Zustand muss sich ein Mensch befinden, dass er seinen einstigen getreuen Gefährten in ein Badezimmer einsperrt und ihn dort ohne Futter und Wasser seinem Schicksal überlässt. Tierhaltung bedeutet Verantwortung. Das heißt, selbst wenn man keine Möglichkeit mehr sieht, seinen Hund weiter zu versorgen, ihn in verantwortungsvolle Hände zu geben. Als letzter Ausweg bleibt noch das Tierheim, welches immer eine offene Tür hat“.