Freigang mit Folgen Bissverletzung bei einer Katze
Hauskatzen entstammen der Familie der Wildkatzen, weshalb es nicht weiter verwunderlich ist, dass auch Stubentiger einen gewissen Bewegungsdrang verspüren, den sie täglich ausleben möchten. Zahlreiche Muskelgruppen ermöglichen den Katzen die Fähigkeit, sich langsam fortzubewegen, um dann in flotten Trab oder Galopp überzugehen.
Auch Hauskatzen sind „Jäger“ und haben eine hoch entwickelte Technik zum Schleichen. Daher sollte auch Wohnungskatzen immer eine adäquate Bewegung ermöglicht werden und genügend Freiraum zur Verfügung stehen.
Auch der psychologische Aspekt spielt hierbei eine nicht unwesentliche Rolle: Denn wenn sich Ihre Katze nicht ausreichend bewegen kann, entsteht Langeweile. Dies kann zu Trägheit, Übergewicht sowie Depressionen führen. Ein Gang an der Leine ist hierbei besser als überhaupt kein Freigang. Beschäftigen Sie sich zudem mehrmals täglich für einen Zeitraum von 15 bis 30 Minuten mit Ihrem Stubentiger, um den angeborenen Spieltrieb Ihrer Katze zu befriedigen. So können Sie die Konzentration, Schnelligkeit und Gelenk gesundheit Ihrer Katze damit fördern, bis ins hohe Alter aufrechterhalten und dem evolutionär bedingten Jagdtrieb gerecht werden. Sollte Ihre Hauskatze täglich mehr mals oder sogar permanent die Möglichkeit zu Freigang erhalten, kann sie sich glücklich schätzen; dennoch sollten Katzenbesitzer aus tiermedizinischer Sicht einige Tipps beherzigen:
- Beobachten Sie Ihre Katze nach jedem Freigang ganz genau, frisst und trinkt sie wie gewohnt?
- Tasten Sie sie beim gemeinsamen Streichelritual genau ab, gibt es Hinweise auf kleine Verletzungen?
- Bewegt sich Ihre Katze wie gewohnt und springt von/auf Gegenstände oder zieht sie sich womöglich zurück?
- Stellen Sie Ihre Katze in regelmäßigen Abständen (etwa alle 6 Monate) bei Ihrem Haustierarzt/- ärztin zum Routine- Check inklusive Überprüfung des Impfschutzes und der Endo-, sowie Ektoparasitenprophylaxe vor.
- Bei Bissverletzungen sollten Sie Ihr Tier möglichst schnell einem/ einer Tierarzt/-ärztin vorstellen, da Bisswunden grundsätzlich als bakteriell kontaminiert gelten und das Risiko einer systemischen Infektion durch tierärztliche Behandlung minimiert werden kann.
Der Einsatz am 28.01.2017 führte Tierärztin Julia Diels und Assistentin Kaye Mohr zu einer privaten Kleingartensiedlung, in der die Anruferin, eine alte Dame, seit längerer Zeit eine herrenlose Freigängerkatze zufütterte und ihm im Gartenhäuschen einen Unterschlupf bot. Der Kater sei am Einsatztag blutüberströmt von seinem letzten Ausflug zurückgekehrt, jetzt habe er sich im Gartenhaus versteckt und ließe niemanden mehr an sich heran. Zudem sei der Kater immer schon schwer zugänglich und attackiere aktiv, wenn man ihn bedränge. Die Anruferin berichtete von einer lautstarken Auseinandersetzung zweier Katzen der vergangenen Nacht. Nachdem sich Tierärztin und Assistentin mit adäquatem Equipment Zugang zum Gartenhaus verschafften, bot sich ein bemitleidenswerter Anblick: Der Kater hatte multiple blutige Verletzungen im Kopfbereich, die Augen und das gesamte Gesicht waren bereits aufgrund der Hautläsionen hochgradig angeschwollen. Er versteckte sich unter einer Holzbank und gab unmissverständlich zu verstehen, dass sich keiner nähren sollte. Schließlich gelang es mittels vorsichtiger Annährung, Kescher und Käfig, das arme Tier zu sichern. Zur Wundversorgung und weiteren Untersuchung wurde der herrenlose Kater in die Chirurgische Kleintierklinik der LMU München verbracht; dort konnten die Kollegen die Kopfwunden in Narkose behandeln. Nach kurzem stationärem Aufenthalt konnte er entlassen werden und sucht nun über das Tierheim München Riem neue Besitzer.
Freigängerkatzen führen draußen oftmals heftige Revierkämpfe mit Artgenossen, die nicht selten mit gravierenden Bissverletzungen enden. Bissverletzungen scheinen dabei oft nur oberflächlich zu sein, gehen aber meistens in die Tiefe, wodurch die Gefahr einer Abszessbildung besteht. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihre Katze nach Rückkehr vom Freigang an einer solchen Bissverletzung leidet, sollten Sie nicht zögern, sie beim Tierarzt vorzustellen.