Angelhaken verletzt Schwan
Spaziergängerinnen hatten beim Gang durch den tief verschneiten Westpark an der Seebühne einen sich seltsam verhaltenden Schwan beobachtet. Dieser saßschläfrig unter der Bühne und ließsich selbst von einem ihn ankläffenden kleinem Zamperl nicht beeindrucken.
Von Dr. Birgit Schwarzmann. Er fauchte lediglich etwas. Dabei fiel den Damen auf, dass dem Schwan irgendwas aus dem Schnabel lief oder hing. Sofort riefen die Tierfreundinnen den Rettungswagen der aktion tier-tierrettung münchen e.V. zu Hilfe.
Eine der Damen lotste die diensthabende Tierärztin Dr. Birgit Schwarzmann durch die schneebedeckten Parkwege. Auf einer Hangwiese bei der Bühne entdeckten sie den Schwan. Schon auf mehrere Meter Entfernung konnte die Tierärztin klar eine Angelschnur mit angefrorenen blutigen Eisbrocken erkennen, die aus seinem Schnabel hing. Nach mehreren Sprints durch den gut knöchelhohen Schnee gelang es der Veterinärin mithilfe einer jungen Kollegin, den stark geschwächten Schwan zu greifen. Bei der Untersuchung des Schnabels fand sich sofort der Übeltäter. Im hinteren Bereich der Zunge steckte ein Angelhaken fest. Die Zunge war im Wundbereich bereits stark entzündet, zum Teil das Gewebe schon abgestorben. Dr. Schwarzmann versuchte den Haken vorsichtig zu entfernen, doch dieser hatte sich mit seinen Widerhaken tief in dem empfindlichen Gewebe verfangen. Also wurde die Schnur am Haken abgetrennt, damit wenigstens der Zug auf die Zunge nachließ. Danach fuhren die Tierretter so schnell es bei diesem Wetter ging mit dem armen Tier in die Vogelklinik der LMU in München. Dort wurde dem Höckerschwan der Haken unter Narkose entfernt und die Wunde gesäubert. Noch ein paar Tage Antibiotika und Schmerzmittel und dann dürfte er bereits nach wenigen Tagen seinen Partner im Westpark wiedersehen.
Rechtsanwältin Dr. Evelyne Menges, Vizepräsidentin der aktion tier-tierrettung münchen, erläutert: „Verletzungen durch Angelhaken und Angelschnüre sind bei Wasservögeln leider nicht allzu selten. Ganzjährig erreichen uns Anrufe besorgter Bürger die betroffene Tiere beobachtet haben. Wie es zu diesen Verletzungen kommt lässt sich nur erahnen. Schwäne ernähren sich meist rein vegetarisch, insbesondere durch das sogenannte Gründeln. Sie nehmen die durch ihren langen Hals am Gewässerboden erreichbare pflanzliche Nahrung auf. Gelegentlich sieht man sie auch im Uferbereich grasen. Man kann vermuten, dass sie abgerissene Haken mit ihrem Grünfutter aufnehmen oder gelegentlich einen Lebendköder am Haken fressen. Natürlich können sie auch in fahrlässiger Weise liegen gelassene Schnüre geraten oder beim Hakenauswurf getroffen werden. Die meisten Angler sehen sich zum Glück auch als Naturliebhaber und achten auch auf unsere Tierwelt, aber leider gibt es auch dort schwarze Schafe".