Angefahrene Hündin
Glück im Unglück. Man hört es bereits an der Stimme der Anrufer, wenn etwas Schlimmes passiert ist. Fast alle Besitzer sind sehr aufgeregt und verlangen einen sofortigen Einsatz zum Unglücksort.
Von Dr. Sylvia Haghayegh. In der Aufregung wird vergessen, dass sie uns ihre Telefonnummer hinterlassen, was für uns bei evtl. Rückfragen von enormer Wichtigkeit sein kann, um den Unfallort schnell zu erreichen. Nicht selten werden uns in der Aufregung versehentlich falsche Straßennamen genannt oder sie werden von uns wegen der schlechten Akustik falsch verstanden.
Glück im Unglück hatte eine sechs Monate alte Mischlingshündin, die von einem Auto angefahren wurde. Der Besitzer rief ganz aufgeregt bei uns an und verlangte medizinische Hilfe für seinen Hund, der soeben angefahren worden war. Der Hund wurde von einem heranfahrenden Auto mit einer solchen Wucht erwischt, dass er von der Straße geschleudert wurde.
Für eine ganze Weile lag er regungslos am Boden. Als ich vor Ort ankam, waren die Vitalzeichen jedoch nach der Erstuntersuchung alle zum Glück zufriedenstellend. Die Körpertemperatur, die Schleimhautfarbe, der Kreislauf und die Pupillenreaktion waren im Normbereich. Auffällig war jedoch, wie der Hund sein rechtes Vorderbein nach oben streckte. Dies ließ darauf schließen, dass es sich um einen Knochenbruch handelte.
Zur Schmerzlinderung verabreichte ich dem Hund noch vor Ort eine Injektion. Um die gebrochene Gliedmaße für den Transport ruhig zu stellen, legte ich einen stabilisierenden Polsterverband an. Danach wurde der Hund in den Einsatzwagen getragen und in die Chirurgische Tierklinik der Universität München gebracht. In der Klinik war dann die Freude des Besitzers sehr groß. Zum einen, weil festgestellt wurde, dass der Hund keine inneren Verletzungen davon getragen hatte und zum anderen, weil der Knochen am Vorderfuß so glatt und „einfach“ gebrochen war, so dass eine Operation nicht zwingend notwendig war. Der Knochen (die Speiche) war so gebrochen, dass er auch durch ruhigstellen mit Anlegen eines Gipses verheilen würde. Der Besitzer entschied sich für diese konservative Therapiemethode. In der Klinik wurden dann die Bruch-Enden in Vollnarkose reponiert. Das bedeutet, dass in Vollnarkose die Gliedmaße so gestreckt wurde, dass die verschobenen Bruch-Enden des Knochens wieder in physiologischer (normaler) Stellung gelegt werden konnten. Dies geht natürlich nur unter Röntgenkontrolle. Anschließend wurde ein gipsähnlicher Verband angelegt.
Der Hund musste volle neun Wochen den Gipsverband tragen und die Gliedmaße schonen.
Die Gliedmaße schonen bedeutete in diesem Falle allerdings für den Hund: Strikte Leinenführung, also kein Spielen und Toben mit anderen Hunden und auch kein Treppensteigen. Der Bruch ist mittlerweile ganz verheilt und dem Hund ist bei der Bewegung nichts mehr anzumerken. Also ein „Happy End“ wie wir uns das für jeden Einsatz bei dem es heißt „Auto gegen Hund“ wünschen würden.