Therapieoptionen für Ihr Tier Ohne Angst ins neue Jahr
Bereits Anfang Dezember haben viele Menschen mit der Silvesterplanung begonnen. Das alte Jahr soll mit gutem Essen und guten Getränken verabschiedet, das neue mit noch mehr Getränken und möglichst viel Feuerwerk begrüßt werden. Die „Böllerei“ gefällt jedoch schon längst nicht mehr allen, und viele verzichten aus Liebe zur Umwelt und den Tieren darauf komplett. Dennoch: Ein generelles Verbot von Feuerwerkskörpern wird es in München dieses Jahr noch nicht flächendeckend geben.
Somit leiden die vielen Münchener Wild- und Haustiere erneut ab dem Verkaufsstart der Feuerwerkskörper an Angst- und Panikzuständen. Sie verstehen die Freude am lauten Geknalle und den vielen Lichtblitzen nicht und enden nicht selten als zitterndes Häufchen Elend in der hintersten Ecke der Wohnung. An diesem jährlichen Problem ändern können wir als Tierbesitzer im Großen und Ganzen wenig. Was wir aber ändern können ist, unsere Hunde und Katzen zum Beispiel medikamentös so zu unterstützen, dass sie weniger bis kaum Ängste ausstehen müssen. Das Wichtigste vorweg: Planen Sie bitte rechtzeitig! Es gibt kurz vor oder direkt an Silvester kaum noch Möglichkeiten, Ihr Tier aus der Angstsituation zu befreien, denn ist die Angst einmal ausgelöst, ist jede verspätete Therapie nahezu umsonst. Auch „erlerntes“ Angstverhalten lässt sich nur schwer therapieren, dennoch kann man mit einer rechtzeitig begonnenen Therapie zumindest die Angst deutlich vermindern.
Wann beginne ich rechtzeitig mit der Therapie?
Ein Vorgespräch mit dem Tierarzt Ihres Vertrauens sollte im besten Fall acht Wochen vor Jahresende, also ab Ende Oktober/ Anfang November stattfinden. Hier wird unter anderem geklärt, wie sich die Ängste bei Ihrem Tier äußern und welches Medikament dann am besten einzusetzen ist. Ein Therapiestart ist bei den meisten Langzeit-Medikamenten ca. 6-8 Wochen vorher sinnvoll.
Welche Medikamente gibt es?
Prinzipiell ist zwischen kurz und lang wirksamen Präparaten zu unterscheiden. Langzeitpräparate sind spezielle Futterergänzungsmittel bzw. -zusätze (z.B. Zylkene) oder Phytotherapeutika (Anxitane) sowie Pheromone (Adaptil). Kurzfristig zum Einsatz kommen zentral wirksame angstlösende (anxiolytische) Substanzen, die meist auch einen beruhigenden Effekt auf das Tier besitzen (z.B. Dexmedetomidin, Benzodiazepine, Trazodon, Gabapentin, Sertralin). Von der Anwendung von Acepromazin wird abgeraten, da Wirkungsweise und Nebenwirkungen das Medikament als ungeeignet für die Angstlösung machen.
Gibt es auch Lösungsansätze ohne Medikamente?
Die Verhaltenstherapie bei Tieren beschäftigt sich auch mit derartigen Ängsten und, rechtzeitig begonnen, können hier langfristig gute Erfolge erzielt werden. Ein Verhaltenstraining muss jedoch viel früher in Angriff genommen werden. Ein Jahr im Voraus ist sicher sinnvoll. Generell sind alle Medikamentengaben mit Ihrem Tierarzt vorher abzusprechen und am besten einige Tage vor Jahreswechsel auszutesten, damit man die Verträglichkeit beim einzelnen Haustier auch testen kann. Wir, die Tierärzte der Tierrettung München, stehen Ihnen auch an Silvester zur Verfügung und wünschen Ihnen vorab bereits einen stressfreien Jahreswechsel für Sie und Ihre Vierbeiner.
Was ist denn Angst überhaupt?
Ein Kommentar von Eva Windisch
Hundeverhaltenstherapeutin und Hundepsychologin
Angst erzeugt Stress. Dabei wird im Körper das Stresshormon Cortisol produziert, welches zur Flucht oder zum Kampf bereit macht. Berühre ich nun aber meinen Hund, streichele ich ihn sanft und liebevoll, nehme ich ihn in den Arm (sofern es möglich ist), bereite ihm ein durchwegs gutes Gefühl, spreche ich sanft und verständnisvoll mit ihm, tröste ich ihn, indem ich ihm meine Stärke gebe, dann wird in seinem Körper (und auch in unserem) das Bindungs- und Kuschelhormon Oxytozin produziert. Je höher nun dieser Oxytozinspiegel steigt, desto schneller wird das Cortisol abgebaut. Wohlgefühl da, Angst weg, Bindung verstärkt, Vertrauen größer als zuvor. So einfach ist das. Und das gilt nicht nur für Silvesterangst.
Mein Tipp für Silvester:
Feiern Sie eine kleine Party bei sich zu Hause mit ein paar guten Freunden. Rollos runter, machen Sie Musik an, oder lassen Sie den Fernseher laufen, beides gerne etwas lauter als sonst. Spielen Sie Gesellschaftsspiele, und haben Sie Spaß!